Obwohl die Band Peppone schon seit 2009 existiert, kam mir der Bandname erstmals beim Lesen des Hi Tereska-Interviews in der Provinzpostille unter die Augen. Dort erfuhr man nämlich in einem Nebensatz, dass Hi Tereska zusammen mit Peppone ein Split-Tape veröffentlicht haben, was ich bis dato auch nicht auf dem Schirm hatte. Ihr kennt das sicher: da sitzt man auf dem stillen Örtchen, liest interessiert dieses eine Interview und macht sich einen imaginären dicken Knoten ins Klopapier, weil man die Band – in diesem Falle das Split-Release – unbedingt anchecken möchte, vergisst es aber spätestens wieder, wenn man die Klospülung betätigt, die mal wieder nicht die ganze Ladung packt und man nochmals 3-4 mal nachspülen muss, weil man sich keine Ferguson leisten kann.
Und wie durch ein Wunder stößt man dann einige Zeit später erneut durch mysteriöse Weise auf diese Band. Noch bevor die Rezi zur Provinzpostille-Ausgabe online ging, trudelte doch tatsächlich eine Review-Anfrage der Band Peppone aus Magdeburg ein. Unglaubliches Timing! Und dann auch noch Vinyl? Boah, wie zur Hölle kommt denn sowas zustande? Klar, ich hab mal ein paar Worte zur Hi Tereska-LP geschrieben und ein Video der Band gepostet, aber manchmal wundert es mich trotzdem, wie Bands auf diese Seite aufmerksam werden und dann auch noch Handfestes – in diesem Fall Vinyl – zuschicken. Ohne Grund bekommt man keine Platten zugeschickt, also leg ich mich mal ins Zeug…
Wenn man die Vinyl-Version in den Händen hält, dann merkt man bereits rein äußerlich auf Anhieb, dass hier sehr viel Herzblut reingeflossen ist. Die Platte liegt schön schwer in der Hand, das kontrastreiche schwarz-weiß-Artwork zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Release. Das mit einem schwarz-weißen Label bedruckte weiße Vinyl, die schwarze und gefütterte Platteninnenhülle, die beigelegten Postkarten, der Aufkleber, der Download-Code, das Textblatt und der schön bedruckte Bierpappdeckel. Großartig! Obwohl das mit den Postkarten echt fies ist, da ich gerne analoge Post verschicke, aber als alter Messie und Sammler die Dinger niemals verschicken würde. Ohne Gimmicks ist doch fast wie die Hülle ohne die Scheibe. Aus den selben Gründen stelle ich keine Bierflasche auf dem Bierpappdeckel ab.
Okay, jetzt aber endlich zur Musik der Magdeburger. Peppone spielen sagenhaft melancholischen Emopunk mit deutschen Texten. Im Infozettel erfährt man, dass die drei Jungs zuvor in nahezu identischer Besetzung in einer Band namens Braying Boredom gezockt haben und bereits Auftritte mit den Boxhamsters, Verbrannte Erde, Pascow und Turbostaat absolviert haben. Und ja, die Boxies passen ganz gut als Vergleich, die eingangs erwähnten Hi Tereska oder deren Vorläufer Einleben passen auch ganz gut. Dazu kommt neben dissonant bis monotonem Indiepunk á la Die Heiterkeit noch ’ne schöne EA80-Kante dazu. Mir gefallen vor allem die gefühlvoll gespielten Gitarrenriffs, die alltagsaffinen Texte runden das Gesamtbild dann gebührend ab. Und dann die Bassparts…hört mal nur den Anfang von Schweigen, das ist doch genial. Ab und an wird ’ne Orgel eingesetzt, zudem arbeitet die Band wohl mit ’nem Drumcomputer, was man aber absolut nicht hört. Wenn die das live dann auch so geil wie Atom And His Package hinbekommen, dann kann gar nix mehr schief gehen. Hört man das Ganze auf knisterndem Vinyl und betrachtet nebenbei das live-Foto auf dem Textblatt , dann bekommt man richtig Lust, diese Band live zu bestaunen. Und hoppla, jetzt sticht mir erst der Name des Fotografen ins Auge, der das Bandfoto auf dem Textblatt geschossen hat. Der Schnappschuss stammt nämlich von Andi, dem Betreiber des Blogs Life Is Noisy.
7,5/10
Andi dankt für Nennung, Soziokulturelles Zentrum Zora e.V. (Halberstadt) und Peppone danken bestimmt auch (?) :D