
Abraham – „Débris de mondes perdus“ (Pelagic Records) [Stream]
Elf Jahre tummelt sich die Schweizer Band Abraham aus Lausanne in der heimischen und internationalen Szene. Und irgendwie liebt die Band wohl das Albumkonzept. Denn Débris de mondes perdus ist wohl die Fortführung des im Jahr 2018 erschienenen und 19 Songs umfassenden epischen und auf einem Konzept basierenden Monster-Albums Look, Here Comes The Dark! Und ja, diese acht Songs hier bringen es auf eine durchschnittliche Spielzeit von zwischen dreieinhalb und siebeneinhalb Minuten. Und sie knüpfen am Vorgänger-Album an. Klingt irgendwo klaustrophobisch zwischen dystopischer Apokalypse, psychadelischer Experimentierfreudigkeit und permanentem Angstzustand. Persönlich kann ich mir das nicht den lieben langen Tag anhören, aber in der richtigen Stimmung zur richtigen Zeit über gute Kopfhörer laut aufgedreht läuft das hier richtig geil und übel rein!
AUA – „“The Damaged Organ“ (Crazysane Records) [Stream]
Schon das Debutalbum hat mich in den Bann gezogen, jetzt steht das zweite Album des Duos an. Und ja, diese neun Songs schlagen in die gleiche Kerbe des Debuts. Spooky Electro-Sounds treffen auf sich einbrennende Keyboard-Melodien, die Vocals singen was melodisches drüber, dazu monotones Schlagzeug, zwischendurch female Vocals. Was hier so beschrieben ziemlich kalt klingt, strahlt doch sehr viel Wärme aus. Man muss es einfach hören, nach ein paar Durchläufen ist man automatisch angefixt. Klingt letztendlich wie eine Kollaboration aus deutschen Indie-Electronic Bands wie beispielsweise The Forest, Naomi, The Notwist, The Whitest Boy Alive und Bands/Acts wie Air, Röyksopp, Depeche Mode, Mew oder Caribou. Auf Vinyl sicher sehr sehr geil!
Sad Park – „It’s All Over“ (Lauren Records) [Stream]
Ohne Borderline Fuckup-Freund Alessandro wäre ich hierauf wahrscheinlich niemals gestoßen! Lest hier ein ausführliches und tolles Review dazu, hier ist eigentlich alles gesagt! Wahnsinns-Emo-Band, wirklich phänomenal! Ich schreib aber auch noch ein paar Zeilen: Sad Park kommen aus Kalifornien und streicheln Deine Seele mit sonnenverliebten Melodien, die an der Gänsehaut schaben! Klingt jetzt echt mal schleimig, dabei sind die drei Jungs aber ziemlich schräg und auch mal dissonant unterwegs. Trotzdem klingt alles extrem eingängig und poppig, die Jungs bewegen sich definitiv jenseits des Mainstream-Kosmos, könnten aber trotzdem einiges reißen, wenn das hier bekannter werden würde. Zwei EPs und ein Album ist vor It’s All Over erschienen, also habt ihr und ich eine Aufgabe, das zu checken! Stellt euch vor, die Misfits würden mit Weezer, den Pixies, Algernon Cadwallader, NOFX, den Get Up Kids und den Hard-Ons im Proberaum stehen und hätten noch jemanden dabei, der diese groovigen, aus dem Ärmel geschüttelten und melodischen Gitarren im Schlafen spielen kann. Und dann gibt’s noch eine Person, die diesen fluffigen Bass hüpfen lässt. Hört mal Nothing Ever! Hört mal I Should. Hört mal alle Songs am Stück! Göttlich! Verdammt, ich bin verliebt!
V.A. – „Frost und Frust“ (Uncle M) [Video]
Die Idee hinter diesem 22 Songs starken Tapesampler war, eine Symbiose aus noisigem Punk, Post-Hardcore und stilleren Pop- und Indie-Rapsongs einzugehen. Die darauf vertretenen Bands und Künstler reichen dabei von absolut unbekannt bis zu alten Szene-Hasen wie z.B. Nathan Gray, Blackout Problems, Van Holzen, Devil May Care, Lessoner oder Sperling (deren Schlagzeuger Josh ist übrigens für die Bandauswahl verantwortlich). Wer es gern schmalzig und poppig mag, wird hier einiges entdecken. Für mich interessant und bisher unbekannt waren Bands wie Kaak, The Intersphere und Flimmer, der Solosong von Heisskalt-Sänger Mathias Bloech läuft mir ebenso gut rein, wie das Zeugs von den oben erwähnten Szene-Hasen.

V.A. 4-Way-Split: Overo, Zochor, Punch On!, Coma Regalia – „Another Year In Hell“ (zilpzalp records u.a.) [Name Your Price Download]
Ein ziemlich cooles 4-Way-Split-Release mit massig DIY-Spirit! Das Ding ist in Zusammenarbeit der Labels Middleman Records, Pundonor Records, LilacSky Records, Boslevan Records, zilpzalp records, Sad React Records, Scully Records und Shove erschienen. Overo (Houston, Texas) kommen mit zwei krachigeren und nach vorne gehenden Stücken um die Ecke. Mir gefällt die Band ja ganz gut, wenn sie zwischendurch diese zurückgenommeren Passagen einbaut, das vermisse ich hier ein bisschen, aber trotzdem geil! Dann sind drei Songs von Punch On! (Bristol) an der Reihe. Die Band kannte ich bisher nicht, geht so in Richtung Neo-Crust & Screamo. Scheppernd! Zochor (Nottingham) verblüffen dann mit coolem Emo/Post-Hardcore, leider nur zwei Songs. Hier sind Leute von Algae Bloom, What Price Wonderland und Plaids am Start, was man auch ganz gut hören kann. Behalte ich definitiv im Auge! Coma Regalia steuern dann zum Schluss noch drei Songs bei. Wie immer, sauber abgeliefert, hochemotional und mit purer Leidenschaft angereichert. Auch genial finde ich, dass alle Bands gleich roh , scheppernd und räudig klingen. High End-Studioaufnahmen machen noch lange kein geniales Release!
Who Put Bella In The Witch Elm & long.way.down. – „Split EP“ (Larry Records) [Name Your Price Download]
Oh yeah, hier bleibt mir erst mal die Spucke weg! Zwei neue Bands sind auf dieser Split-EP mit jeweils zwei Songs zu hören. Und beide Bands sind dermaßen geil, dass ich bereits nach neuem Zeug lechze! Wahnsinn! Zu Who Put Bella In The Witch Elm finden sich noch nicht allzuviel Informationen, zuvor wurde auf dem an dieser EP ebenfalls beteiligten US-Label Jean Scene Creamers eine 7inch mit dem Song Lullaby veröffentlicht. Die Band bewegt sich irgendwo zwischen Screamo und Post-Hardcore, geile Gitarren, gänsehauterzeugende Melodien und fettes Drum-Geballer. Dazu diese verzweifelt und heiser gescreamten Vocals, melodische und mehrstimmig gesungene Cleans ergänzen den Sound. Schön intensiv und emotive! Erinnert ein bisschen an das erste Zeugs von As Friends Rust und State Faults, ich könnte mich jedenfalls reinlegen! long.way.down. kommen aus Savannah, Georgia und haben zuvor schon ’ne geile 3-Song-EP veröffentlicht. Die Band schlägt musikalisch in die gleiche Kerbe. Fette und melodische Gitarren, kraftvoll gebolzte Drums und emotionales Verzweiflungs-Geschrei, was will man mehr. Natürlich alles stimmig zusammengepuzzelt. long.way.down. fügt dem Sound noch eine Schippe Dissonanz und Chaos zu. Ich bin begeistert!