Reveries – „Middle Hideout“ (Hithome)

Gleich vorneweg, um die Verwechslungsgefahr aus dem Weg zu räumen: bei dieser Band Reveries handelt es sich nicht um die Emo-Hardcore-Band aus Boston, sondern um ein Quintett aus Köln, das musikalisch irgendwo im Indierock zu verorten ist. Die Band gründete sich im Jahr 2017 aus einem Singer-Songwriter-Projekt des Leadsängers Max Altmeyer heraus, bisher wurden eine Handvoll Singles und EPs veröffentlicht. Middle Hideout stellt also nun das Debutalbum der Band dar. Und so wie es aussieht, ist die Band voller DIY-Tatendrang, denn auf dem Debutalbum wurde vieles selbstgemacht. So wurden die elf Songs selbst aufgenommen und produziert. Die 12inch sieht mit dem geheimnisvollen Coverartwork schon mal toll aus, hier bekommt man später noch genügend Zeit zu rätseln, was die verschwommene Aufnahme darstellen könnte. Ein bisschen schade ist, dass die Innenhülle nur mit den Infos zum Release bedruckt ist und die Texte leider fehlen. Dafür kann das durchsichtige Vinyl punkten.

Und dann ist da ja auch noch die fabelhafte Musik der Kölner. Der Funke sprang bei mir sofort bei den ersten Klängen über und der äußerst warme Sound hat nach etlichen Hörrunden sogar noch an Eindruck gewonnen. Reveries sind im verträumten Indie-Sound der Nuller zuhause, ganz viel Melancholie ist hier mit an Bord, natürlich kommen auch Pop-Elemente und Emo-Rock zum Einsatz. Die Jungs haben sicher Platten von Bands wie Stars, Death Cab For Cutie, Velveteen, Broken Social Scene oder Eeels im Schrank stehen, denn in diese Richtung geht es musikalisch. Gerade der Opener erinnert mit seinem male/female Gesang stark an Stars. Die A-Seite huscht jedenfalls so schnell vorbei, dass man ganz erschrocken aus der von Songs wie beispielsweise Calm Fields, Feel Back oder Same Talks inspirierten Träumerei erwacht, sobald die Nadel in der Auslaufrille verweilt. Auch auf der B-Seite wird es zu keiner Zeit langweilig. Das Songwriting ist schön ausgetüftelt, hier und da kommen zusätzliche Instrumente wie Saxophon, Synthies, elektronische Spielereien oder Orgeln zum Einsatz. Highlights der B-Seite sind für mich die Songs Moments, Routine und Balance.

Und auch textlich hat die Band tiefgründiges zu erzählen. Der Albumtitel ist als Versteck zu verstehen, in das man sich verkriecht, wenn man sich voller Selbstzweifel unsicher über den weiteren persönlichen Werdegang im Leben ist. Weitere Inhalte sind mentale Gesundheit, die Fallen in der täglichen Routine oder Versagensängste. Also durchaus Food For Thought!
Eigentlich sollte das Album als Ganzes am Stück über gute Kopfhörer gehört werden, dann gelingt das Eintauchen in die Welt von Reveries umso besser! Natürlich funktioniert die Platte auch als Begleitung für ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück. Ich hab jedenfalls mit Middle Hideout die perfekte Platte gefunden, um eine halbe Stunde am Stück runterzukommen und zu entspannen!

8/10

Facebook / Spotify / Hithome


Werbung