Barabbas, du förtappade – „Discussions on Existentialism“ (Dingleberry Records u.a.) [Stream]
Nach einer EP und einer Split hat die aus Stockholm/Schweden stammende Band ihr Debutalbum am Start, das Release ist in Zusammenarbeit der Labels Dingleberry Records , No Heroes Records, Jean Scene Creamers, Entes Anomicos, Fresh Outbreak Records, Pasidaryk Pats Records und Salto Mortale Music erschienen. Insgesamt zwölf Songs gibt’s auf die Ohren. Barabbas, du förtappade spielen rohen und dunklen Screamo an der Schwelle zum Emoviolence, dabei klingt alles sehr basslastig. Immer wieder dringen auch unterschwellige Melodien an die Oberfläche, die Gitarren flirren ebenso eigensinnig wie der polternde Bass durch die Gegend. Die Lyrics werden teils in englischer, russischer und schwedischer Sprache vorgetragen, aber bei dem bösen Geschrei werden schon die Texte benötigt, um zu verstehen, um was es der Band geht. Neben persönlichen Inhalten sind Entfremdung, die negativen Auswirkungen des Kapitalismus auf die Gesellschaft und politische Resignation und Apathie Themen. Hört euch das mal an, wenn ihr es gern düster habt.
Ghost Train Suplex – „Sepsis“ (DIY) [Stream]
Aus Stuttgart kommt die relativ neue Band Ghost Train Suplex, die mit Sepsis ihre erste EP veröffentlicht hat. Das Quintett hat acht Songs am Start, die nur so vor Wucht und Wut strotzen. Das ballert ganz schön und aufgrund der deutschen Lyrics und den leidenden Vocals hat man so ein gewisses Bremer-Schule-Hardcore-Gefühl, Bands wie Lebensreform oder Loxiran sind sicher große Einflüsse. Ziemlich fetter Sound, das Mastering lässt aber immer noch die rohe Wut und Energie durchschimmern. Geiles Debut!
Heihaizi – „Selftitled“ (Turbo Discos) [Name Your Price Download]
Ziemlich coolen, erfrischenden und rasanten Oldschool Hardcore-Punk im Stil der ersten Beastie Boys-Sachen gibt’s von der aus Zagreb/Kroatien stammenden Band Heihaizi, deren Mitglieder auch noch bei der Band EkeBuba aktiv sind/waren? Hat schön viel Power im Gepäck, die Songlängen pendeln zwischen einer und zwei Minuten. Die Gitarren rotieren wie wild, die Drums geben ordentlich Gas und durch den Hip-Hop-artigen Gesang bekommt die Rhythmik noch das Sahnehäubchen aufgesetzt. Das Ding zaubert euch garantiert ein fettes Grinsen ins Gesicht und laut aufgedreht muss man aufpassen, dass man nicht die eigene Bude zertrümmert!
Nhomme – „「一種の過音」“ (Zegema Beach Records) [Name Your Price Download]
Die Band Nhomme kommt aus Tokio/Japan und hört man die drei Songs ihrer neuen EP, dann wird man fast hypnotisiert. Bei den ersten Klängen fühlte ich mich ein bisschen an die Band toe erinnert, aber dann wird’s ziemlich bald abgedrehter. Die verspielten Gitarren verschwimmen, das weirde Drumming und die undurchschaubaren Songstrukturen sorgen laut aufgedreht für diese hypnotische Wahrnehmung, auch die Rhythmik, die durch die Gitarren erzeugt wird, sorgt dafür. Irgendwo zwischen Emocore, Mathcore, Screamo und Emoviolence würde ich das hier einordnen, jedenfalls verbiegt das hier ordentlich euer Gehirn!
Spagat – „22“ (DIY) [Stream]
Das aus dem bayerischen Ingolstadt stammende Quartett Spagat beschert uns auf seiner neuen EP mit sechs Songs, die mir gleich beim ersten Durchlauf äußerst sympathisch sind. Irgendwo im gitarrenlastigen Indierock könnte man die Jungs einordnen, Melancholie ist ein großer Bestandteil ihrer Musik, zudem gibt es Emo, Post-Punk und Post-Rock-Einflüsse. Die Songs sind allesamt stimmig und spannend arrangiert, der Songaufbau lässt sich Zeit, so dass man schön in die Songs reinwachsen kann. Bei Spagat wird vieles selbst erledigt, so nahm das Quartett die Songs in einer einzigen Session an einem Tag auf, abgemischt wurde auch selbst, nur das Matering wurde outgesourct. Alles wurde live und zusammen eingespielt, was der Aufnahme diese Tiefe und Dynamik verleiht. Wer nostalgisch angehauchten 90’s Indierock zu seinen Faves zählt und Bands wie Nada Surf, Madee, Yo La Tengo, Pavement oder die frühen Sachen der ebenfalls aus Ingolstadt kommenden Band Slut mag, dürfte hier genau richtig sein. Schade nur, dass diese Aufnahmen bisher nicht auf Vinyl zu haben sind, dieses Medium wäre für eine Band wie Spagat wie geschaffen!
We Are H – „Diskonstrukt“ (DIY) [Stream]
Nach der im Jahr 2017 erschienen Debut-EP gibt es jetzt die erste Full Length der aus Leverkusen stammenden Band We Are H. Der Sound kommt mir noch dichter und ausgefeilter als auf der EP vor, zudem hat das Trio die englischen Texte gegen deutsche Texte ausgewechselt. Und wieder gibt es eine Melange aus Punk und Hardcore, Post-HC/Post-Punk, Noise, Stop’n’Go-HC und Post-Metal zu hören, ab und zu schleichen sich auch Post-Rock-Klänge in den Sound ein. Sehr experimentell werden die Stile durcheinander gemischt, so dass man die Songentwicklung unmöglich vorhersehen kann. Im Gesamtbild bringt diese eigensinnige Vermischung der Stile natürlich eine gewisse Sperrigkeit mit, so dass es einige Durchläufe braucht, bis man sich die Songs erarbeitet hat. Zum „Reinkommen“ empfehle ich mal das Video zum Song Konstante.