Android 18 – „Six“ (DIY) [Name Your Price Download]
Würde man Android 18 auf herkömmliche Weise im Internet suchen, dann hätte man es nicht leicht. Denn offenbar gibt es noch zahlreiche andere Bands, die sich nach diesem Manga-Comic- entstammenden Dragonball-Charakter benannt haben. Beim Scrollen siegte diesmal wieder mal das Albumcover, von welchem ich mir genau das versprach, was beim Klick auf den Play-Button in meine Kopfhörer transportiert wurde. Lupenreiner, tief emotionaler Emocore, ein wenig Screamo/Skramz und Post-HC oben drauf, dazu noch etwas sphärische Ambientparts und schon hat sich das Bandcamp-Surfen mal wieder gelohnt.
Arrowhead – „A Collection Of What You’ve Lost“ (DIY) [Stream]
Als ich Arrowhead neulich beim Bandcamp-Surfen entdeckte, war ich irgendwie gleich fasziniert vom Sound der Bostoner, obwohl es eigentlich massig Bands gibt, die eine ähnliche Mucke machen. Zuerst fallen da natürlich Bands wie La Dispute, Touché Amore oder Defeater als Vergleiche ein, zudem kommen aber auch noch Komponenten dazu, die man auch bei Bands wie State Faults oder Rainmaker finden kann. In erster Linie aber haut mich die Intensität der neun Songs aus den Latschen. Die Melodien kommen einerseits so traurig rüber, dann dieser leidend rausgeheulte Gesang, dazu ein Schlagzeuger, der die richtigen Akzente setzt und mal schrammelnde, fett verzerrte und dann wieder glasklar tönende Gitarren, selbst ein Piano klimpert hin und wieder mal rein. Die leisen Töne machen natürlich das laute um so mächtiger. Diese Mischung aus Post-HC, Screamo, Melodic HC, emotive HC, Shoegaze und Post-Rock hat es einfach in sich, deshalb dicke Empfehlung!
Dilly Dally – „Sore“ (Buzz Records) [Stream]
Beim Opener Desire stellen sich mir schonmal die Nackenhaare, denn hier stimmt einfach alles. Geile Pixies-Gitarren, durchdachtes Songwriting, catchy Melodie und eine Sängerin, die wie eine Mischung aus Joan Jett, Wendy James (Transvision Vamp), Cristina Llanos (Dover), Brody Dalle (Distillers) und Courtney Love (äh…Hole) in der Anfangsphase von Hole klingt. Die restlichen zehn Songs hauen in die gleiche Kerbe, allerdings schwindet der aha-Effekt im Laufe des Albums ein wenig. Desire nützt sich aber nicht so schnell ab, der Song kommt natürlich auf das nächste Mixtape.

Epona – „Wave Clouds“ (DIY) [Name Your Price Download]
Direkt beim Opener „Closure“ spitzen sich entzückt meine Öhrchen, die herrlich klaren Gitarren zaubern zusammen mit dem pluckernden Bass und den laid-back gespielten Drums eine melancholisch-verträumte Atmosphäre und der Gesang setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Wenn ihr euch eine Mischung aus frühen Appleseed Cast und Turnover vorstellen könnt, dann solltet ihr diese drei Songs der Band aus Margate/UK ruckzuck auf eure Festplatte zippen.

Go Deep – „Influence“ (6131 Records) [Stream]
Was war das damals für eine Überraschung, als die Brooklyn-HC-Band durch ihre fantastischen Videos zu den Songs Elders und Glossectomy von sich reden machte. Dementsprechend schlug die Counseling 7inch ein wie eine Bombe. Und die elf Songs auf Influence schlagen in die gleiche Kerbe. Ungeheuer dicht und von einer fast schon spirituellen Atmosphäre umgeben, strotzen die Stücke nur so vor Energie und enormer Intensität, was nicht nur an der druckvollen Produktion liegt, für die übrigens Jay Maas verantwortlich ist. Selbst ein rein akustisch vorgetragenes Stück wie Under My Skin transportiert massig Power. Die Songs schleudern einerseits melodisch, dann wieder vertrackt, voller Wucht und nach vorne gehend aus den Boxen, das Resultat überzeugt auf ganzer Linie. Frühe Refused treffen auf Hope Conspiracy, Snapcase und Strife, dabei kommt eine gewisses 90’s-New York-HC-Note zum Tragen.
Humanshapes – „Behavior“ (DIY) [Name Your Price Download]
Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, wenn ihr bei Bandcamp surft, aber bei mir läuft das meist alles ziemlich chaotisch ab. Ich klicke, ich höre, mir gefällt was, ich setze ein Lesezeichen, ich downloade, mir wird langweilig, ich horche auf, ich verzweifle. Man könnte dieses hibbelige Treiben ungefähr mit dem aufgekratzten Sound von Humanshapes vergleichen, die ziemlich chaotischen Noise-Punk an der Schwelle zum Post-Punk machen, was mich einerseits schon wieder nervös zucken lässt, andererseits aber auch ganz spannend klingt. Der Song Royal Jelly sollte jedenfalls keinesfalls auf eurem nächsten Mixtape fehlen.
Little American Champ – „Purge “ (Save Your Generation Records) [Name Your Price Download]
Irgendwie befriedigt das zwischen-den-ganzen-Anfragen-auch-mal-wieder-auf-Bandcamp-Surfen schon ganz doll, v.a., wenn man auf so schön plätschernden Midwest-Emo stößt, wie ihn diese Band aus Michigan spielt. Sind zwar nur drei Songs, aber die gefallen mir ganz gut, besonders der Song My Wife wird sich auf einem meiner kommenden Mixtapes finden. Algernon Cadwallader trifft auf The Anniversary und die Get Up Kids. Toll.
Marrón – „Selftitled“ (Take It Back) [Stream]
Schon die Demo dieser Band aus South California überzeugte voll und ganz, so dass es nicht verwunderlich ist, dass neben fünf neuen Songs die drei Stücke des Demos auch noch auf die Debut-LP gepackt wurden. Marrón stehen für verkopften und etwas dissonanten Washington DC-Emocore in der Tradition von Bands wie z.B. One Last Wish, Rites Of Spring, Soulside, Ignition oder Swiz. Mir gefällt v.a. die punkig rauhe und oldschoolige Produktion, da fühlt man sich direkt in die Neunziger zurück versetzt.
Reservoir – „Cicurina Vol. 1“ (DIY) [Stream]
Bandcamp ist zwar ein Zeitfresser für den Musikliebhaber, gleichzeitig zahlt sich stundenlanges Bandcamp-Surfen aber doch mal hin und wieder aus. Z.B. im Falle von Reservoir, einer Emo/Post-HC-Band aus Pennsylvania. Von den Gitarren des Openers in Verbindung mit dem nostalgisch anmutenden Artwork direkt unter Hypnose gesetzt, wird man auf insgesamt vier Songs auf eine zwanzigminütige Reise genommen, die man in Zukunft wohl noch öfter antreten möchte, weil sie so schön ist.
Shit Present – „Selftitled“ (Specialist Subject Records) [Stream]
Diese Band hat nichts mit der Seite Shitsenders.com zu tun, bei welcher man für seine liebsten Feinde ein gehässiges Shit Present in Form eines großen Batzen Scheiße (Elefantenscheiße z.B.) bestellen kann, der dann als schön verpacktes Geschenk zugestellt wird. Aber irgendwie passen Shit Present gut in die weihnachtliche Bandsalat-Runde rein, denn irgendjemand von euch wird sich sicher höllisch über die Augenkrebs verursachende Vase ärgern, die schön verpackt unterm Baum lauert. Naja, aber würdet ihr gern wissen wollen, wie Transvision Vamp geklungen hätten, wenn sie nicht gecastet gewesen wären? Diese Frage ging mir neulich durch die Rübe, als ich im Bandcamp-Player vom Fugazi-ähnlichen Anfangs-Riff des Openers Anxious Type in Beschlag genommen wurde und mich danach die Stimme der Sängerin auf diese eben erwähnte Frage brachte. Von den fünf Songs schafft es gerade Anxious Type auf mein Mixtape, der Rest ist zwar auch ganz nett, wenn man auf poppigen Punkrock mit Frauengesang steht, aber dieser Song ist eine absolute Granate.