Cumin – „Naivität“ (DIY)

Wer gerne kocht, ist sicher schon mal mit dem Begriff Cumin in Berührung gekommen. Cumin – zu deutsch Kreuzkümmel –  ist nämlich ein typisches Gewürz, das man in der indischen bzw. asiatischen Küche häufig verwendet, das pfeffert man z.B. gerne in großen Mengen in den lecker zubereiteten Kichererbseneintopf rein. Nun, ob die Band Cumin ihre Musik ausschließlich mit einer einzigen Kräuterpflanze würzt, das wage ich zu bezweifeln. Und ob ihr nach dem ersten Genuss der Mucke der Band aus Feldkirch/Österreich gleich angefixt seid und Nachschlag auf den Teller packt, das kommt ganz darauf an, ob ihr experimentierfreudigem Sound gegenüber offen seid.

Denn das Trio geht sehr experimentell vor, da werden Post-Punk-Einflüsse genauso verarbeitet wie krachiger Noise und etwas Math, zudem schimmert immer wieder ein enormer Rock-Anteil durch, Post-Hardcore, Jazz und Noise-Core-Elemente sind auch zu verorten. Das klingt dann im Gesamtbild sehr psychedelisch und fuzzy, als ob die Jungs auch ab und an mal einer Cumin-Kräuterzigarette nicht abgeneigt wären. Die Gitarre-Bass-Fraktion scheint sich jedenfalls schön groovig zusammen mit dem Drummer in Extase zu spielen, bis diese verschwurbelten und vertrackten Rhythmen sich wieder auflösen und man sich in einer hypnotisierenden Gitarrenmelodie wiederfindet. Nach einem experimentellen Auftakt mit Störgeräuschen, den man auch in einem deutschsprachigen Undergroundfilm zur Soundtrack-Untermalung verwenden könnte, geht es mit Kill Me direkt groovy und tanzbar mit einer schönen lo-fi-Bass-Gitarrenmelodie los, bevor es dann lauter wird und anschließend die Gitarren fast in Karate-Manier vor sich hinjazzen und fuzzen und manchmal frickeln sie sogar wie blöde. Diesem Song merkt man dann auch am ehesten die geistige Verwandschaft mit einer Band wie z.B. Fugazi an, auch die ersten Sachen von den ebenfalls aus Österreich stammenden und längst verblichenen Kurort kommen im Verlauf der Scheibe in den Sinn.

Wie eingangs schon erwähnt, entfalten die Songs erst nach ein paar Durchläufen ihre Magie. Gerade auf Vinyl macht es bei solchen Platten Spaß, sich nach und nach an die Songs heranzuschleichen und nebenbei über das ästhetische Foto auf dem Cover zu sinnieren. Während manche Stücke schwer zugänglich sind und mehr Durchläufe brauchen, bis es klick macht (Bergamotte, Spröde Haut oder Schweine z.B.), gibt es aber auch Songs, die sofort ins Ohr gehen, gerade Kill Me, Verschwendung und In Motion gehören da wohl dazu, deshalb empfehle ich mal diese Stücke, um sich an die Band ranzutasten. Naivität ist übrigens auf einer Berghütte aufgenommen worden, das kann man sich beim Hören der weiß marmorierten 12inch und beim Durchstöbern des Textblattes dann auch so richtig gut vorstellen, zudem laden die teils deutschen, teils englischen Texte zum Rätseln ein, so dass die etwas über eine halbe Stunde dauernde Spielzeit optimal ausgenützt werden kann.  Die Jungs waren übrigens die Tage zusammen mit der österreichischen Band Ortiz unterwegs,  welche an anderer Stelle auch schon erwähnt wurde. Interessante Band, checkt das unbedingt mal an!

7,5/10

Facebook / Bandcamp