Bandsalat: Divine Sentence, Koyo, Loveline, The Requiem, SeeYouSpaceCowboy, Shoreline

Divine Sentence – „Promo 24“ (SIDE2SIDE Records) [Name Your Price Download]
Diese zwei Songs der relativ neuen Vegan-Hardcore-Metalcore-Band Divine Sentence aus Zürich machen definitiv Lust auf mehr! Irgendwo zwischen Metalcore, Powerviolence und chugga chugga-Mosh zerstören die zwei Songs alles, was auch nur irgendwie im Weg ist! Mörderische und fette Gitarrenriffs, walzende Drums, pumpende Basslines und dazu das fiese Geschrei von Sängerin Sofia! Erinnert fett an Bands wie New Day Rising, frühe Slayer, xRepentancex, Day Of Suffering, ClearXCut oder xELEGYx. Würd ich mir auch gern mal live geben, ist sicher die Macht! Und ich kann’s kaum erwarten, was da noch kommen wird!


Koyo – „Would You Miss It?“ (Pure Noise Records) [Stream]
Die Band Koyo stammt aus New York und hat sich aus Leuten der Bands SeeYouSpaceCowboy, Rain Of Salvation und Hangman vor ca. vier Jahren gegründet und nach ein paar EPs ist letztes Jahr ihr Debut-Album erschienen. Elf Songs gibt es darauf zu hören, irgendwo zwischen Post-Hardcore, Emocore, Pop-Punk und Hardcore sind die Songs zu verorten. Und diese kommen allesamt schön energiegeladen um die Ecke! Die Riffs, die Drums, der Gesang, der Bass, alles klingt aufeinander bestens eingespielt, die Songarrangements kommen auf den Punkt. Da möchte man sich direkt in den nächsten Moshpit werfen und die Faust empor strecken! Hab schon ein paar Live-Mitschnitte im Netz gesehen, oh ja, das macht Laune! Hört da mal rein, falls eh noch nicht schon bekannt. Wer Zeugs wie The Movielife, Taking Back Sunday oder The Story So Far abfeiert, wird das hier ebenso lieben!


Loveline – „Unrest“ (My Ruin) [Stream]
Die im Jahr 2019 erschienene 2-Song-EP wurde damals von mir kräftig angepriesen und irgendwie hieß es damals, dass im selben Jahr noch ein Album folgen sollte. Auf dieses Album musste die Fangemeinde jetzt allerdings fast fünf Jahre warten, die zwei Appetizer der EP sind übrigens auf dem Album auch enthalten. Nun, das lange Warten hat sich ausgezahlt, denn Unrest ist sagenhaft geil geworden! Unter den acht Songs kommt keine Langeweile auf. Wenn man dabei bedenkt, dass die Songs im DIY-Homerecording-Modus eingespielt wurden und man beim Mastern Unterstützung von einer KI hatte, dann muss man sich schon mal schnell ungläubig die Äuglein reiben! Die Gitarren kommen jedenfalls schön messerscharf aus den Lautsprechern, dem gesamten Sound merkt man aus jeder Note die Spielfreude an, die Drums geben ordentlich Gas, dazu kommt ein Sänger, der alle Varianten beherrscht und ganz viel Leidenschaft in seiner Stimme trägt. Auf der einen Seite sind diese vertrackten und technisch sauber gespielten Songteile, auf der anderen Seite kommt dieses Emocore-Feeling und die verdammt catchy Melodieführung zum Zug, dazu klingt alles sehr energiegeladen. Ein Sound, in den ich mich förmlich reinlegen kann! Bands wie Strike Anywhere, frühe As Friends Rust, Funeral For A Friend, Good Riddance, Propagandhi, Brand New Unit oder Grey AM dürften hieran großen Einfluss genommen haben. Und wenn ihr euch fragt, wie eine junge Band so abgestimmt und professionell klingen kann, dann hilft vielleicht der Hinweis, dass hier ein paar sich schon länger in der Szene tummelnde Menschen involviert sind. Die Mitglieder kennt man von Bands wie beispielsweise Cannoneer, Swan Songs, A Time To Stand, Still Talk, Torpedo Dreigang und Starry. Übrigens haben die Essener auch textlich wichtige Botschaften im Gepäck, zwischen Wut und Angst kommt der Blick auf Themen wie Krieg, Depression, die unschöne Entwicklung unserer Gesellschaft, sogar sexuelle Übergriffe in der eigenen Szene kommen zur Sprache. Bei eben jenem I’m Sure The Hooks Are Great But Sexual Abuse Isn’t gibt es dann noch weiblichen Gastgesang (Tanja/Still Talk). Ich hab das Cover noch nicht im 12inch-Format zu Gesicht bekommen, aber das Artwork sieht bereits in Miniatur bombastisch aus, ich vermute mal, dass es sich um einen Holzschnitt handelt. Supergeiles Album, macht riesigen Spaß!


The Requiem – „A Cure To Poison The World“ (Fearless Records) [Stream]
Neulich beim Bandcamp-Ausflug direkt beim ersten Song der Band aus Fort Lauderdale, Florida hellhörig geworden: die klingen ja fast genau wie My Chemical Romance zur I Brought You My Bullets, You Brought Me Your Love-Phase! Die catchy Emo-Gitarren ein bisschen auf Metal geschraubt, dazu noch ein riesiger Schuss Emocore der Nuller, hymnenhafte Refrains und Gitarrenriffs die sich direkt in die Hörgänge bohren. Mir gefällt, dass die Songs schön auf’s Gaspedal drücken und der Sänger neben dem Cleangesang auch mal brutal fies brüllt. Schöne Gitarrenriffs, bombastischer Sound und vom Selbstzweifel geprägte Texte, was will das Emo-Herz mehr? Ist zwar alles nicht gerade neu, aber altbewährtes muss man auch erstmal so perfekt beherrschen, wie es hier umgesetzt ist! Spielfreude und Leidenschaft hört man hier absolut raus!


SeeYouSpaceCowboy – „Coup De Gráce“ (Pure Noise Records) [Stream]
Scheiße, wie geil ist denn bitteschön das neue Album von SeeYouSpaceCowboy geworden? Oh yeah, kann mich noch gut erinnern, dass ich von der Band sogar schon mal 7inch-Vinyl zur Bemusterung bekommen habe! Schon mit den letzten Releases deutete sich ja bereits die Richtung an, in welche die Band entschlossen vorgeprescht ist, und auf Coup De Gráce wird das noch weiter ausgetreten! Post-Hardcore/Screamo im Jahrtausendwenden-Gewand! Und das exzellent umgesetzt, da bekommt man direkt Gänsehaut! Dieses jazzige Intro, diese warme Stimme, dann der Schnitt mit fiesem Geballer und üblem Geschrei! Extrem cooler Auftakt! Und das nachfolgende Subtle Whispers To Take Your Breath Away hat mich sofort im Sack! Was für geile Gitarren, wahnsinnig catchy Hooklines, ich bin direkt verliebt! Alle, die in den 2000ern Bands wie Underoath, Poison The Well, Bloodbrothers, Thrice, Juliana Theory, Saosin oder Thursday abgefeiert haben, werden dieses Album lieben! Silhouettes In Motion schlägt in die gleiche Kerbe und auch der Rest wirbelt ordentlich Wind auf! Was mich total freut und was man auch super hören kann: Connie Sgarbossa ist mittlerweile clean! Ich feier das Ding hier übelst ab!


Shoreline – „To Figure Out“ (Uncle M, Pure Noise Records) [Stream]
Ein richtiges Hit-Album ist der Band aus Münster mit Album Nummer drei gelungen. Nicht umsonst wurden Shoreline als erste europäische Band auch auf Pure Noise Records gesignt. Und gemastert und co-produziert hat Chris Teti (Fiddlehead, Anxious). Der Sound klingt jedenfalls großartig! Die Band hat diverse Besetzungswechsel hinter sich und hat sich mittlerweile aber perfekt aufeinander eingespielt. 12 Songs und ein Interlude sind es für To Figure Out geworden. Und musikalisch scheint die Band jetzt da angekommen zu sein, wo sie sich hundertprozentig wohl fühlt. Irgendwo zwischen Emo, Post-Hardcore, Pop-Punk, Grunge und Indie/Shoegaze klingt die abwechslungsreich gestaltete Melange sehr frisch, melancholisch und tanzbar. Neben den Gitarren und Basslines dürfen auch Synthies, Samples und Streicher mitmischen. Die Songs gehen jedenfalls gut ins Ohr und bleiben direkt kleben. Übrigens hat die Band auch textlich jede Menge Inhalte, es geht um Tierrechte, Greenwashing und Rassismus! Wer Bands wie Basement, Citizen, Turnover oder Jimmy Eat World mag, dürfte mit der neuen Marschrichtung von Shoreline auch absolut im Einklang stehen. Für mich ist dieses Release jedenfalls das bis dato beste Werk der Münsteraner!


Bandsalat: Basque, Child, The Disgrazia Legend, EITR, Like Wires, Ultrablut

Basque – „Pain Without Hope Of Healing“ (no funeral records) [Name Your Price Download]
Die Band Basque aus Ontario, Kanada kommt mit einem Debutalbum um die Ecke, das v.a. Screamo-Fans mit Hang zu Powerviolence-Ausbrüchen ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollte. Das Album beginnt mit sanften Emocore-Klängen, nach ein paar ruhigen Momenten gipfelt der Sound aber in einer emotive Screamo-Orgie mit wilden Rückkopplungsgeräuschen, chaotischen Drum-Ausbrüchen und rotierenden, oftmals dissonanten Gitarren und ebenso gegenspielendem Bass. Dazu noch die heiseren, sich überschlagenden Schrei-Vocals und man findet sich in einem intensiven Soundbrei wieder, der auch textlich auf dunklen Pfaden wandelt und sich mit den düsteren Auswüchsen des kapitalistischen Systems, Suchtproblemen und anderen unbequemen Themen unserer Gesellschaft beschäftigen. Starker Tobak, entsprechend musikalisch untermalt! Sieben Songs in zwanzig Minuten Spielzeit. Für Fans von Bands wie beispielsweise Jeromes Dream, Blind Girls, Portraits Of Past oder Lord Snow.


Child – „Shitegeist“ (Suicide Records) [Stream]
Bereits das zweite Album der mir bis zur Besprechungsanfrage unbekannten Band aus Schweden, obwohl auch schon wieder seit 2015 unterwegs. Natürlich sind auch ein paar alte Szenehasen im Lineup, was man letztlich den Songs auch anhört. Hier wird geknüppelt, was das Zeug hält. Die Band ist irgendwo zwischen Crust, Grindcore, Hardcore, Metal und Punk unterwegs, die Songs klingen alle sehr schroff, sind aber fett produziert. Die Lyrics drehen sich um gesellschaftspolitische Missstände, die Welt ist kurz vor’m Kollaps, da passt die Mucke von Child natürlich wie die Faust aufs Auge. Live würde ich mir das gerne anschauen, da die Songs bereits auf Konserve ziemlich energiegeladen klingen! Für Fans von Wolfbrigade, Tragedy, Martyrdöd oder From Ashes Rise ein gefundenes Fressen.


The Disgrazia Legend – „FINE“ (DIY) [Name Your Price Download]
Die italienische Band The Disgrazia Legend gründete sich im Jahr 2003 und segnete eigentlich bereits im Jahr 2020 das Zeitliche, nachdem im Studio noch einige Songs aufgenommen wurden. Diese erscheinen nun posthum unter dem Albumtitel FINE, was im italienischen das Ende bedeutet. Während der Aufnahmen gab es wohl Spannungen, schließlich eskalierte es und die Bandmitglieder zerstritten sich heftig. Trotzdem entschied sich die Band, ihre wohl bisher besten Songs nicht auf irgendeinem Datenträger für die Ewigkeit verschimmeln zu lassen. Da kann man nur sagen: vielen Dank dafür! Selbst wenn angesichts der Umstände nur ein einziges Bandmitglied beim Abmischen und Mastern dabei war, hat sich dieser Einsatz mehr als gelohnt! Die acht Songs dürften alle begeistern, die sich in der Schnittmenge Post-Hardcore und Noise-Rock wohl fühlen. Unsane trifft auf At The Drive-In, Frodus und City Of Caterpillar und Milemarker linsen auch mal um die Ecke. Hier passt alles, die Songarrangements sind super, der Sound kommt auf der einen Seite roh, auf der anderen Seite klingt es aber schön satt. Auch textlich hat die Band einiges zu sagen, im Mittelpunkt stehen die unguten Entwicklungen in Europa und weltweit, die Frustration über die Verbreitung von Hass, Diskriminierung, Nationalismus und die Auswirkungen des kapitalistischen Systems schwappt aus jeder Note. Sehr starkes Album, sollte man sich unbedingt zu Gemüte führen und danach intensiv bei den folgenden Hörrunden trauern, weil es das letzte Lebenszeichen einer talentierten Band ist und man sie erst jetzt kennenlernen durfte. So erging es jedenfalls mir, ohne die Besprechungsanfrage wäre ich wohl kaum auf dieses Hammer-Release aufmerksam geworden!


EITR – „Sonnenkönig Demo“ (Krachige Platten) [Name Your Price Download]
Deutschpunk aus Offenburg! Geiler Bandname, super Wortspiel. Eitr…vor Schönheit! Ich brech ab! Louis XIV, der eitle Sonnenkönig, hatte ja ein ziemlich übles Hygiene-Problem, Eiter am Arsch wurde damals einfach mit Parfüm übertyncht, sich waschen gehörte nicht zu den Gepflogenheiten am Hofe. Dementsprechend kann ich jetzt schon den Geruch im Juze-Keller riechen, den das Publikum der Band EITR umgibt: nasser Hund, Bier und Schweiß. Jedenfalls kannte ich die Jungs aus Offenburg vor dieser Besprechungsanfrage noch nicht. So ca. 2019 gegründet ist …vor Schönheit bereits Demo Nummer drei. Das Quartett setzt sich zu 3/4 aus der Straßenkapelle Grim Buskers (Sid, Rüdiger und Jörn) und Jonathan zusammen, der sich aber anscheinend lieber der Straße fern hält und daheim in der guten Stube an Songmaterial bastelt. Parallel dazu betreibt er noch den YouTube-Kanal Joey Controlletti und trommelt bei der Doom-Band RONTGEN. Klingt schon mal alles sehr spannend. Und das, was Eitr auf dem Demo da raushaut, klingt ziemlich geil und oldschool-punkig! Und die nötige Portion Witz gibt’s mit den Texten serviert. Lasst euch aber vom Witz nicht irritieren, mit den unsäglichen Fun-Punk-Bands von anno dazumal hat das hier nichts gemein, zudem sind zwei Songs in italienischer Sprache verfasst und zum Abschluss gibt’s noch eine Coverversion der 90’s Dance Band 2Unlimited (No Limit). Als Anspiel-Tipps würde ich jetzt mal die Songs Schlanker Ex-Punker, Porta Mi Via oder das ruppige Ellenbogen empfehlen. Irgendwo zwischen räudigeren Rong Kong Koma, punkigeren Negazione und rumpelnden Toxoplasma.


Like Wires – „Cold Matter“ (Les Disques Bleus Enregistrements) [Stream]
Nach einer ersten EP im Jahr 2015 und ein paar Shows stand die französische Band vor der Auflösung, da einige Bandmitglieder ausgestiegen sind. Irgendwo schwelte wohl seither im Hintergrund ein Brand, der dazu führte, dass die Band im Jahr 2023 mit neuen Mitgliedern einen zweiten Anlauf wagte. Like Wires schrieb also mit neuem Schwung wieder neues Material und konnte es aufnehmen. Und dieses Material ist jetzt in Form einer 5-Song-EP erschienen. Die Band ist musikalisch irgendwo im Post-Hardcore daheim, Elemente von Screamo, Hardcore, Punk, Metalcore und Emo spielen auch eine Rolle. Hört da mal rein, klingt frisch und macht Appetit auf eine Live-Show!


Ultrablut – „Teneriffa“ (Santa Diabla) [Name Your Price Download]
Aus Wuppertal mit der Rakete direkt nach Teneriffa düsen? Das gelingt mit dem Sound der Band Ultrablut, die eben in Wuppertal zuhause ist und deren erste EP den Titel Teneriffa trägt. Ultrablut machen einen ziemlich weirden und abgedrehten Sound, in eine Schublade lässt sich das Quartett kaum einordnen. Punk, Hardcore, Blackmetal, Psycho-Surf, Grindcore, Crust…da knüppeln Dich die Blastbeats zu Brei, da wird gescreamt, es kommen aber auch spoken Words zum Einsatz, Dissonanz ist auch ein ständiger Begleiter. Und dann die sagenhaften Lyrics in deutscher Sprache, ein Genuss! Die erste Auflage des Tapes war ruckzug ausverkauft, das Label hat wohl nochmals eine zweite auf den Weg gebracht. Spannende Band, mal sehen, was da noch in Zukunft draus wird!


Unbite – „Gaze“ (DIY)

Vom 2020-er Debütalbum Fang war ich damals richtig begeistert, auch wenn es ein bisschen von der Pandemie überschattet wurde. Und endlich legt die Band fast vier Jahre nach dem Debütalbum eine fünf Songs starke EP nach, darunter fallen vier eigene Songs und eine Coverversion der Band The Jesus Lizard (Fly On The Wall). Das Trio setzt sich übrigens aus einer Dame und zwei Herren zusammen, die bereits in zahlreichen Bands gezockt haben (Craving, Buzz Rodeo, Are We Electric?), es gibt aber dazu auch noch parallel laufende Bandaktivitäten (Neckarions, Final Girl). Übrigens kommt die CD in einem Pappschuber.

Jedenfalls zimmert das Trio aus Stuttgart ein ziemlich fettes und groovendes Brett aus Noise, Grunge, Punk und etwas Metal und Indie-Rock. Die dissonanten Gitarren tönen schön tief und mächtig, der Bass poltert knödelnd durch den Raum, die kraftvollen und mächtigen Drums walzen richtig geil. Im Kontrast dazu wirken die female Vocals fast schon lieblich und zart. Gaze heißt ja übersetzt so viel wie Blick. Und dieser Blick wird auf der Zeichnung des Albumcovers verwehrt bzw. nach innen gerichtet, musikalisch ist die Band aber viel weitblickender unterwegs.

Da entdeckt man Einflüsse von eben The Jesus Lizard genauso, wie die Bratz-Gitarren von Helmet, den Indie-Drive von Sonic Youth und Referenzen an Bands wie beispielsweise Unsane, NoMeansNo, Saccharine Trust oder Flipper. Die EP wurde übrigens erneut in Eigenregie produziert. Hört da mal rein und checkt auch nochmal das Album ab, falls ihr das verpasst haben solltet.

8/10

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Kuballa – „Auf den Dächern der Stadt“ (Krachige Platten)

Aus dem Schmelztiegel Stuttgart und Ludwigsburg bringt die Band Kuballa eine weitere EP an den Start. Es ist schon ein Weilchen her, dass eine Bemusterungs-EP im 7inch-Format auf den Weg geschickt wurde, mittlerweile ist die Produktion von einseitig bespielten 12inches preiswerter. Auch wenn man die Scheibchen öfters drehen muss, finde ich das 7inch-Format trotzdem irgendwie schick. Das Foto auf dem Cover sieht aus, als ob es bei irgendeiner Protestaktion rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof entstanden ist. Also genau Auf den Dächern der Stadt. Schönes Motiv, erinnert mich an ähnliche Aktionen von Klimaaktivisten bei uns in der Stadt.

Okay, Kuballa machen auf ihrer neuen EP wieder alles richtig. Obwohl, wenn ich’s mir genau überlege: früher war es ja eigentlich üblich, dass der Bonussong auf dem physischen Release enthalten war. Hier ist es genau andersrum, der Bonussong passte nicht mehr drauf, also ist er nur digital verfügbar. Der 7inch liegt aber noch ein Downloadcode-Kärtchen bei, außerdem gibt’s zum Song Zombies noch ein Video bei Youtube. Also alles nicht so schlimm…das Quintett, das sich übrigens aus vier Jungs und einem Mädel an der Gitarre und den Vocals zusammensetzt, bietet soliden Punkrock mit deutschen Texten, ein bisschen Emopunk ist auch noch mit an Bord. Mir gefallen v.a. die male/female Vocals, wenn auch ein bisschen gescreamte Passagen mit drin sind.

Jedenfalls klingen Kuballa auf dieser 7inch so frisch wie noch nie. Während der Opener Arne D. eher ein bisschen Richtung Emopunk meets Post-Punk und Post-Hardcore schielt, wird ab dem nachfolgenden Song Taube die melodisch-melancholische Punk-Bengalo-Fackel gezündet. Die Refrains brennen sich jedenfalls schnell ins Gehör. Der englischen Sprache wurde glücklicherweise vollständig abgeschworen, die bildhaften und gesellschaftskritischen Lyrics werden oftmals im male/female-Duett vorgetragen, das klingt ziemlich gut und unterstreicht auch nochmals doppelt die emotionale Seite. Gerade die gescreamten weiblichen Vocals jagen den ein oder anderen Schauer über den Rücken. Und dann sind da ja noch die spielfreudigen Gitarrenriffs, die zusammen mit dem gegenhaltenden Bass und den Drums ein ordentliches Grundgerüst zur Verfügung stellen. Auch auf der B-Seite geht es rasant und emotional zur Sache! Hände falten ist so ’ne richtig schöne Emopunk-Hymne, auch das anschließende Halt mich fest hat das Zeug, live ordentlich ein paar gereckte Fäuste im Publikum zu provozieren. Irgendwie schade, dass es nur diese vier Songs plus das digital verfügbare Stück Zombies gibt. Könnte da noch ein bisschen mehr vertragen! Das macht unheimlich Appetit auf einen Longplayer! Wenn ihr Bands wie Turbostaat, Muff Potter, Captain Planet, Düsenjäger oder Frau Potz mögt, dann ist auch das hier was für eure Ohren! Das Release ist über das bandeigene KBLA RCRDS-Label und Krachige Platten erschienen.

8/10

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Lysistrata – „Veil“ (Grand Hotel van Cleef)

Wie sich auf diesen Seiten unschwer recherchieren lässt, feierte ich die ersten beiden Alben des Trios aus Paris bereits ordentlich ab. Zwischen dem letzten Release und Album Nummer drei liegen jetzt fünf Jahre, in denen auch gleich noch eine weltweite Pandemie für Stillstand und Chaos sorgte und massig Clubs, Bands und Künstlern die Existenz raubte. Auch die Wege des Trios trennten sich räumlich, die Mitglieder wohnen mittlerweile in verschiedenen Städten Frankreichs und Europas verteilt. Ein Glück, dass Lysistrata trotz der räumlichen Distanz und neben anderen Projekten diese Zeit nutzte, um neues Songmaterial zu schreiben und Ideen auszutauschen. Im modernen Zeitgeschehen klappt dies ja auch technisch hervorragend. Bisher meisterte die Band ihre Aufnahmen im DIY-Modus, für Veil arbeitete die Band erstmalig mit einem externen Produzenten (Ben Greenberg, bekannt für Metz, Beach Fossils) zusammen, was dem ohnehin schon energiereichen und experimentellen Sound einen gehörigen Kreativschub bescherte.
Das ungewöhnliche Albumartwork passt hervorragend zum Albumtitel. Das Foto bildet eine verschleierte Skulptur ab. Das Kunstwerk namens „L’ego“ stammt vom französischen Künstler Lucas Leclercq. Mein Besprechungsexemplar kommt in durchsichtigem Vinyl. Schade, dass sich dieses nicht als Vergrößerungsglas nutzen lässt, denn die auf die rote Innenhülle mit schwarzer Schrift aufgedruckten Lyrics sind in einer sehr kleinen Schriftgröße abgebildet. Mit einer Lesehilfe bewaffnet laden die symbolträchtigen Texte dann auch zum Grübeln ein.

Beim ersten Durchlauf ist man dann doch etwas überrascht, warum die Band als Opener einen auf den ersten Blick so reduziert wirkenden Song wie Tangled In The Leaves gewählt hat. Der Song beginnt mit akustischem Gitarrenspiel und melancholischem Gesang, eine gewisse Steigerung baut sich auf, dennoch kommt der Song komplett ohne Schlagzeug aus, lediglich Handclaps sind zu vernehmen. Der Song entfaltet jedenfalls nach mehrmaligem Hören eine gewisse Magie, auch die psychedelischen Hintergrundgeräusche deuten schon an, dass die Band einiges an experimenteller Studiotechnik in die neuen Songs gepackt hat. Der Kreativität des Trios aus Frankreich sind keine Grenzen gesetzt, wie man im Verlauf des weiteren Albums noch desöfteren feststellen wird. Nach diesem grungig angehauchten „Intro“ lässt sich beim darauffolgenden Horns das ganze Spektrum und die ganze Vielseitigkeit des Sounds entdecken. Auf der einen Seite ist da dieses Händchen für stimmige Songarrangements, zum anderen kommt Dynamik und Schwung auf. Abwechslungsreiches Drumming und eingängige Refrains sind auch mit von der Partie. Und jede Menge Melancholie!

Im Verlauf der knapp 35-minütigen Spielzeit wird man jedenfalls am laufenden Band überrascht und bekommt den Mund nicht mehr zu. Im Kontrast stehen auf der einen Seite die eingängigen Pop-Melodien und der eindringliche Gesang, auf der anderen Seite wirkt eine rohe und kantige Produktion entgegen. Spätestens im Verlauf des Songs Rise Up gibt es kein Halten mehr, der pure Noise-Ausbruch kommt steigernd und unerwartet dissonant, das erreicht fast schon Industrial-Krach-Niveau. Beim anschließenden Acid To The Burn kommen dann wieder versöhnliche Post-Hardcore-Gitarrenriffs, die auch gut und gerne von At The Drive-In oder Milemarker stammen könnten. Die Post-Hardcore-Momente entfalten sich eher erst so nach und nach ab der Mitte des Albums. Feel The Shine oder das am Wahnsinn nagende Trouble Don’t Last stechen hier besonders ins Ohr. Immer wieder fügen sich Effekte und Soundspielereien in den Sound mit ein, das lässt sich bei den vielen Hördurchgängen jedesmal aufs neue entdecken. Die nervösen und ruppigen Ausbrüche werden aber wieder von genialen Harmonien aufgefangen, eine wahre Freude! Nach mehreren Hörrunden wird der Aufbau des Albums klar, das Gesamtkunstwerk ist enthüllt, der Schleier hat sich sozusagen gelöst. Das Album sollte unbedingt am Stück gehört werden! Veil ist jedenfalls ein richtiger Grower, die Platte lässt sich schwer wieder vom Plattenteller lösen, sobald man sie ein paar Mal gehört und liebgewonnen hat! Und natürlich fragt man sich, wie das hier noch an Intensität getoppt werden soll!

10/10

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Show-Review: Dekonstrukt, i.o.n.u., Noise Church im Gewölbekeller (Haus der Familie) in Weingarten (22.03.2024)

Da lässt man sich nicht zwei Mal bitten, wenn mal wieder ein Soli-Konzert im Gewölbekeller Weingarten stattfindet! Schon die letzte Show weckte Nostalgie-Gefühle an die frühen Neunziger, diesmal wurde dieses vertraute Gefühl auch noch durch ein paar altbekannte und liebe Gesichter verstärkt! Es waren echt Leute da, die man gefühlt seit zwei Jahrzehnten auf keiner Show mehr getroffen hat! Und jede Menge neue Gesichter! Dementsprechend voll war der Keller! Wer sich gerade keinen Platz vor der Bühne erkämpfen konnte, ging halt hoch und quatschte vorne draußen mit alten und neuen Bekannten, alles sehr entspannt. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Der Eintritt war wieder auf Pay What You Want-Basis, Küfa und Getränke ebenso. Wow! Und das Schmankerl waren natürlich die drei Bands, die den Keller in einen brodelnden und bunten Kessel verwandelt haben.

Den Anfang machten Dekonstrukt aus Ulm, die gleich mal die Crust-Keule aus dem Sack ließen. Leider war der Sound ein bisschen vermatscht, trotzdem ging das D-Beat-Geballer schön satt in die Knochen. Der angepisste und derbe Sound wurde überzeugend dargeboten, die Sängerin gab ’nen Scheiß auf ihre Stimmbänder, das Set wurde ohne Rücksicht auf Verluste runtergeballert. So muss das! Warum hatte ich die bisher nicht auf dem Schirm?
[Dekonstrukt Bandcamp]

Weiter ging’s mit i.o.n.u. aus Feldkirch/Österreich. Die Mädels und Jungs sind nach einer kurzen Pause von ca. 10 Jahren seit kurzem wieder am Start und haben, wie man anhand der mächtigen Show sehen konnte, nichts von ihrer Live-Power verloren. Im Gegenteil, man merkte ab der ersten Sekunde, dass das Feuer wieder lichterloh brennt, die Spielfreude war allen anzusehen und schwappte auf’s Publikum über, ganz vorn wurde sogar zur Feier des Tages ’ne Krücke geschwungen! Made my Day! Die Band war übrigens damals zwischen 2008 und 2013 aktiv und ziemlich umtriebig (nicht nur in der Bodensee-Region, sondern auch überregional in ganz Europa). Wer Zeugs wie Wolfbrigade, Jungbluth, Tragedy oder auch Discharge zu seinen Faves zählt, wird auch am kraftvollen und angepissten D-Beat/Crust-Geballer der Band aus Österreich sehr viel Freude haben. Live war es jedenfalls ein supergeiles Brett, ebenfalls gnadenloses Stimmbandmassaker bei der Sängerin! Am Merch-Stand gab’s leider nur die Sachen von damals, aber man darf gespannt sein, ob da bald was neues abgeliefert wird. Würde mich jedenfalls freuen! Supergeil auch der Hinweis, das Shirt mal vor dem Anziehen lieber zu waschen, weil es ja so ca. 10 Jahre in irgendeinem Kellerverlies vor sich hinschimmelte! Symphatische Band, leiwand (sorry, das musste sein!).
[i.o.n.u. Bandcamp]

Zum Finale kam die Band Noise Church aus Ulm zum Zug. War tatsächlich nicht nur mir bisher völlig unbekannt, wie ich aus Plaudereien nach dem Auftritt erfahren habe! Könnte schon sein, dass einige Leute in ein paar Jahren mit glänzenden Augen hochenthusiastisch schwärmend erzählen: ‚Ey Digga, könnt ihr euch noch an die „Lobet den Lärm“-Tour damals 2024 erinnern? Hab die Band in so ’nem abgeranzten Keller in so ’nem Kaff irgendwo in Oberschwaben gesehen…Der Boden war total versifft mit Bier verkleistert, man musste sich einfach schnell bewegen, sonst wäre man festgeklebt! Alter,’…haha…Die beiden EP’s Noise Baptism und Praise The Noise solltet ihr also schnell mal anchecken! Der Sound ist irgendwo zwischen altem US-Hardcore-Punk mit ein paar düsteren Post-Punk-Ausflügen zu verorten. Und lustig war, dass absolut alle Leute, mit welchen ich mich anschließend unterhalten habe, eine gewisse stimmliche Ähnlichkeit mit Jello Biafra gehört haben! Einfach göttlich, kniet darnieder! Wieder einmal ein supergelungenes Soli-Konzert, ich hab jetzt schon total Bock auf das näxte!
[Noise Church Bandcamp]

Soli-Tresen Ravensgarten


Bandsalat: Bersten, Cell Press, Gendo Ikari, Park + Riot, Paulinchen Brennt, Ways

Bersten – „Welk“ (Noise to Help Records) [Stream]
Auf diese Band aus Köln wäre ich hier im südlichen Teils Deutschlands wahrscheinlich nicht so wirklich schnell aufmerksam geworden. 2LegsBad-Bassist Manuel betreibt nebenher noch das coole DIY-Label Noise To Help (nth-Records). Und da ist jetzt eben die zweite EP der Band erschienen. Auf Welk sind fünf Songs enthalten, die EP gibt es entweder als CD oder Tape. Musikalisch geht es in Richtung Post-Hardcore und auch wenn in deutscher Sprache gesungen wird, klingt einer der zwei Sänger stimmlich ein wenig nach Damian Moryal zu seinen besten As Friends Rust-Zeiten. Übrigens ist mir der EP-Titel ziemlich sympathisch, denn Zimmerpflanzen mag ich nicht! Daher begrüße ich es, wenn sie anfangen zu welken oder ganz zu Kompost verrotten. Man bekommt jedenfalls von der Band das zu hören, was ihr Bandname verspricht!


Cell Press – „Cages“ (Ancient Temple Recordings) [Stream]
Die kanadische Band Cell Press setzt sich aus ex- und noch-Mitgliedern der Bands The Great Sabatini, Architect, Bleak, Swarm Of Spheres, Animal Ethics, The Chariot, I Hate Sally, Angles, Cruickshank und Biipiigwan zusammen und oh Wunder: man hört dem Sound der Jungs aus Montreal ab dem ersten Ton absolut die langjährige Banderfahrung an! Nach einer EP und einem Splitrelease nun also das Debutalbum. Das Cover mit seinem linolschnittartigen Artwork gefällt mir auf Anhieb, macht sich auf einem Plattenkarton sicher super! Geboten wird ziemlich dreckiger Noisecore, schön hardcorelastig, sludgig und grindig und voll auf die zwölf. Ein paar unterschwellige Melodien kann man auch entdecken, aber insgesamt gesehen ist Cages schon eine ziemliche Dampfwalze!


Gendo Ikari – „Rokubungi“ (Lower Class Kids Records) [Stream]
What? Die Band Gendo Ikari fegt auf ihrem Debutalbum mal kurz mit ihrem Highspeed-Grindcore/Powerviolence eure Bude ruppig durch, da bleibt garantiert nichts auf seinem gewohnten Platz! Fette Gitarrenriffs zischen zusammen mit Blastbeats, Chaos-Core, Emoviolence und einer fiesen Kreisch-Stimme einmal quer über euch drüber, hierzu kann man sich jedenfalls ziemlich geil abreagieren! Der Ärger über die aktuellen Weltereignisse ist riesig, so wird die brutale Abriss-Mucke durch wütende Texte zur politischen Lage und zur verrotteten Gesellschaft angereichert. Die vier Jungs aus Glasgow/Schottland erinnern dabei an Bands wie Headache, .gif From God oder Cryptic Slaughter.


Park + Riot – „Wise Words From Well​-​Fed Mouths“ (This Charming Man Records) [Stream]
Die Leipziger Band Park + Riot lässt es auf ihrem Debut-Album ziemlich krachen, obwohl hier eigentlich ja nur ein Duo am Werk ist! Wenn ihr es gern groovy und dreckig habt, dann dürfte die Sludge/Mathcore-Walze genau das richtige für euch sein! Zehn Songs, die kaum Verschnaufpausen lassen (Cure und Blueprints fallen dabei etwas aus dem Rahmen). Das Ding steckt voller Energie und Wut, aber dennoch blitzen hin und wieder melodische Momente auf. Geht so in Richtung 90’s Chaos Core mit moshigen und auch metallastigen Einschüben. Läuft mir gut rein!


Paulinchen Brennt – „Mache“ (Krakenduft) [Stream]
Ursprünglich in Würzburg im Jahr 2015 gegründet, ist die Band wohl mittlerweile in Leipzig beheimatet. Zwei EPs Vorlauf brauchte es, bis jetzt letztes Jahr im November endlich das Debutalbum des Trios erschienen ist. Und das Ding ist beginnend vom Coverartwork (kommt sicher geil im Vinyl-Format) bis hin zu den acht Songs in 24 Minuten Spielzeit und den überwiegend englischsprachigen Lyrics ziemlich geil geworden! Zwei Songs kommen in deutscher Sprache, was der Band auch gut zu Gesicht steht. Der Sound pendelt gekonnt zwischen Post-Hardcore, Screamo, Math und Noise, dabei geht es meist experimentell, vertrackt und ruppig zur Sache. Man spürt zuerst die Wucht, den Groove und den Druck, der hinter dem Sound des Trios steckt. Die kreischende Screamstimme erinnert manchmal an Dennis Lyxzén von Refused, auch musikalisch geht es oft in diese Richtung, auch Bands wie die frühen The Tidal Sleep, Leitkegel oder Trip Fontaine kommen in den Sinn. Hört man zwischen die Zeilen, entdeckt man neben der Intensität auch noch jede Menge Melancholie. Sehr geiles Debutalbum!


Ways – „Are We Still Alive?“ (DIY) [Stream]
Die Pariser Band Ways hatte während und nach den Corona-Jahren ein paar Hürden zu meistern und nachdem sich auch noch das Bandkarussell in Windeseile gedreht hat, hat sich die Band doch dazu entschlossen, hart zu kämpfen. Und das Resultat findet sich auf dieser fünf Songs starken EP mit dem passenden Titel Are We Still Alive? Die Band ist weiterhin musikalisch irgendwo zwischen Metal- und Post-Hardcore unterwegs, Geschrei und Cleangesang treffen auf fette Gitarrenriffs, Melodie und Krach liegen dicht beieinander, Synthies sind auch hin und wieder zu vernehmen. Alles zwar nicht besonders neu, aber schön umgesetzt. Ist jedenfalls sauber und fett produziert. und die Songs mit ihren Refrains bleiben auch im Ohr.


ManLiftingBanner – „Red Fury“ (Crucial Response Records)

Und hier das nächste Release, welches lohnenswert aus der Mottenkiste hervorgekramt werden kann! Denn die Red Fury-12inch der niederländischen Straight Edge-Band ManLiftingBanner ist bereits im Jahr 2014 erschienen. Und irgendwie krass, dass dieses Album bisher in keinerlei Form in meiner Musiksammlung gelandet ist. Hab meine ganzen Tapelisten durchgestöbert, aber absolute Leere! Internet-Streams? Fehlanzeige! Willkommen im analogen Zeitalter, tschüss Internet! Umso geiler, dass mich jetzt, zehn Jahre nach dem Albumrelease, ein Exemplar des Albums aus dem Hause Crucial Response zwecks Review erreicht! Ich bin gefläsht! Die 12inch ist in ein gigantisch großes Fold-Out-Sleeve eingewickelt. Das Cover ist schlicht gehalten, wirkt aber dennoch kämpferisch und stylisch. Ein roter Lorbeerkranz unterstreicht dabei zusätzlich den Albumtitel. Kleiner Exkurs: Lorbeerkränze haben einen umfangreichen Symbolcharakter, vorwiegend gelten sie schon seit der Antike als Machtsymbole und Siegeszeichen und stehen für Unsterblichkeit und Vollkommenheit. Ursprünglich ist der Lorbeerkranz ein friedliches Symbol, aber die Geschichte zeigt auch andere Beispiele bei der Verwendung des Symbols. Bevor ich mich jetzt mit diesem Exkurs verzettele: der rote Lorbeerkranz bietet eine Menge an Interpretationsmöglichkeiten. Und da ManLiftingBanner eine explizit politische Band mit kommunistischen Ideen und reichlich intelligenten Inhalten ist, dürfte sich allein schon hinter der Symbolik und dem Albumtitel einiges an Verachtung der alltäglichen Missstände unseres Planeten und seiner extrem verkorksten Gesellschaft verbergen!

Dazu sollte man sich vielleicht mal die Musik anhören und gleichzeitig die Texte studieren! Die 12inch gleitet wie von selbst aus der gefütterten schwarzen Innenhülle, auf den Labels ist auch nochmals der Lorbeerkranz zu sehen. Bevor ihr die Nadel auf’s Vinyl setzt, empfiehlt es sich, erstmal das riesengroße Fold-Out-Cover aufzuklappen. Denn im inneren Herzen befinden sich die Texte, zudem ist neben einem Bandfoto mitsamt den auf diesem Album mitwirkenden Gastmusiker*innen ein Foto einer Demonstrantin zu sehen, aufgenommen bei den Gezi-Park-Protesten in der Türkei. Dort kam es im Jahr 2013 zu Demonstrationen gegen die türkische Regierung. Dieser Widerstand, bei dem auch zahlreiche Frauen teilnahmen, wurde zum Symbol des feministischen Widerstands gegen einen Kulturkonflikt, das autoritäre Handeln der türkischen Regierung und gegen die angeordnete Polizeigewalt. Passend dazu liegt dem Release auch noch ein Poster zum Song Sister bei (der ist laut den Linernotes bereits im Jahr 1991 in seinen Grundpfeilern entstanden). Hier ist neben Fotos der Proteste und einem Bandfoto zusammen mit Gastsängerin Meral Polat der Text zum Song abgedruckt. Außerdem purzeln aus dem Plattenkarton zahlreiche Aufkleber. Damit könnt ihr neben eurer eigenen Bude auch euer Wohnviertel ein bisschen aufhübschen und die durch die Gegend wankenden leeren Gestalten ein bisschen zum Nachdenken animieren.

ManLiftingBanner sind auch 2014 immer noch rasend schnell, wütend, dreckig und räudig unterwegs. Gefühlsmäßig ist die B-Seite insgesamt rasanter und derber als die A-Seite, aber echt nur minimal. Allerdings schleicht sich auch hin und wieder ein ins Ohr gehender Chorus mit aussagekräftigen Slogans mit ein, die man bereits bei der zweiten Hörrunde mit erhobener Faust mitbrüllen kann. Gerade der Opener This Is What, das rockig angehauchte Riding High, Just Another Union Song, Never Again (geil prägnanter Bass) und natürlich das grandiose Sister stechen hier besonders hervor. Jedenfalls spürt man auch auf diesem Release die unbändige Energie dieser bemerkenswerten Band, die nicht müde wird, ihrer Wut auf die Ungerechtigkeiten gegen die Menschen freien Lauf zu lassen und mit kämpferischen Texten zum Rundumschlag ausholt. Da wird mit jedem Ton nachdrücklich offen in den Raum gestellt, ob bei manchen gesellschaftlichen oder politischen Angelegenheiten nicht doch so ein bisschen mehr Widerstand nötig wäre. Ob man dieses Release bereits kannte oder erst jetzt kennen lernt, das ist sowas von egal: denn das hier ist zeitlos gut! Außerdem: ManLiftingBanner prangerten schon im Jahr 1990 zu Beginn ihres Schaffens diese ganzen weltpolitischen Missstände an! Zu schade, dass fast 35 Jahre später alles noch viel schlimmer geworden ist.

9/10

Facebook / Crucial Response Records


Bandsalat: Every Face Becomes A Skull, Lafftrak, La Petite Mort/Little Death, New Forms, Twin Mill, Uragano

Every Face Becomes A Skull – „Selftitled“ (DIY) [Name Your Price Download]
Some friends play punk! Das gefällt mir schonmal ziemlich gut! Wenn dann auch noch etwas absolut hörbares dabei rumkommt, das die müden Knochen in Bewegung bringt, dann wurde doch alles richtig gemacht! Die Band Every Face Becomes A Skull kommt aus Nottingham, UK und nach einer EP aus dem Jahr 2022 kommen die vier Freunde mit einem energiegeladenen Album um die Ecke, das richtig geil Laune macht! Hierzu kann man nervös zappeln! Geile Gitarren, abgehende Drums, gegenspielender und knarzender Bass und sich überschlagende Vocals/Backvocals. Die Songs sind kurz und knackig, dementsprechend energiegeladen und auf den Punkt kommen sie gleich zur Sache! Geile Band, geiles Album, unbedingt anchecken! Irgendwo zwischen Emo, Punk, Post-Hardcore und Screamo.


Lafftrak – „Grüner wird’s nicht“ (DIY) [Name Your Price Download]
Nein, wie konnte das denn passieren? Lafftrak hat letzten Sommer ein Album veröffentlicht, von dem ich bis neulich absolut nichts mitbekommen habe? Aaaarggh! Hatte kürzlich mit der Band Snarg Kontakt, dabei kam das ans Licht! Echsenmenschen haben mir diese Information vorenthalten, da bin ich absolut sicher! Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr! Seit ein paar Tagen brutzeln die neun Songs mir die Hirnplatte weg! Wie man es von den Hannoveranern gewohnt ist, kommen hier Melodie, Härte, coole Lyrics und Highspeed zusammen, dabei spielen auch die liebgewonnenen Synthies eine wesentliche Rolle! Sehr geil, ich freu mich auf mehr Stoff!


La Petite Mort/Little Death – „On Stilts“ (Konglomerat Kollektiv) [Name Your Price Download]
Oh Shit, der Covid 19-Kummer sitzt uns allen noch tief in den Knochen und wirkt sicher noch Jahrzehnte nach. Diese rein digital erschienene EP der Rodgauer Band ist wohl auch so ein Resultat dieser irren Zeit, Lockdown-Impressionen feinstens ausgearbeitet. Ergebnis: Vier Songs, die irgendwie wie ineinander verwoben scheinen und beim intensiven Hörgenuss über gute Kopfhörer total hypnotisieren und zwischen hochexplosiven Parts und melancholischen Momenten ziemlich viel Leben in sich haben. At The Drive-In-Vibes treffen auf Bands wie Reiziger, Van Pelt, Cherryville, Madee und Twinkle-Emo-Sound. Und ja, diese Dinger hier machen natürlich extrem hungrig, ein Album ist für dieses Jahr angekündigt. Also, erstmal nur digital abfeiern und sich dazu einen Riso-Poster-Druck besorgen, den ihr euch über den Konglomerat Kollektiv-Shop besorgen könnt. Und dann einfach warten! Diese Band macht mich wahnsinnig!


New Forms – „As Dust Collects“ (Zegema Beach Records) [Free Download]
HOLY FUCK! Hier bleibt Dir von der ersten Sekunde an die Spucke weg, wenn Du auf Screamo/Emoviolence stehen solltest! Das hier ist das Debutalbum der aus Massachusetts stammenden Band, die aus vier Typen und einer Frau am Mikro besteht. Auf der bereits auf diesen Seiten besprochenen Debut-EP war die Band noch als Quartett ohne Sängerin Mary unterwegs, weshalb ohne Zweifel gesagt werden kann, dass dieser Zugang ganz schön frischen Wind reingebracht hat. Wahnsinnig intensiv, hier wird gelitten, was das Zeug hält! Und dazu auch noch sehr schnell, denn die zwölf Songs werden in knapp fünfzehn Minuten runtergevespert. Und das mit vielen Krümeln, trotz des Rundumschlags ist noch viel Melodie und Melancholie mit an Bord! Ja, Du kannst Deinen Mund nach diesen fünfzehn Minuten offen lassen, weil Du das Ding eh gleich nochmal in den Player haust! Krasses Album! Kurz mal Free Download nutzen und anschließend die Bude kurz und klein hauen, aber hallo!


Twin Mill – „Differnet Skies“ (Supervillain) [Stream]
Auf diese Band wurde ich jetzt schon von verschiedenen Seiten aufmerksam gemacht, vielen Dank an die verschiedenen Informant*innen. Ja, 90’s Grunge vermischt sich mit Punk und ein bisschen Hardcore gibt es auch noch drauf. Seattle in den 90’s? Nee, Heilbronn anno 2022, denn da tat sich das Quartett zusammen. Macht live sicher super viel Laune…und weil ich ja immer so ein bisschen hintendran bin, sehe ich (jetzt im Februar beim Schreiben) am Ende der Besprechungsanfrage, dass die Jungs im Januar ganz schön in der Nähe waren (in der Schweiz, Rorschach und Winterthur). Wenn ihr Zeugs wie die Foo Fighters oder Superbloom mögt und auch Punk, Hardcore oder Emocore nicht abgeneigt seid, dann nur zu: checkt das ab!


Uragano – „LP 1“ (Dischi Decenti u.a.) [Stream]
Die Band Uragano kommt aus Italien (Sanremo) und nach der netten aber knappen Besprechungsanfrage klickte ich direkt neugierig auf den Link. Und ja, das hier klingt ganz schöne geil…würde sagen Screamo und SanrEmo gehen hier eine Symbiose ein, dazu kommen noch geile Ideen aus Post-Hardcore und experimentellen Synthies, irre Samples und punkige Gitarrenriffs dürfen auch nicht fehlen. Dazu noch Drama und Melancholie gefällig? Klingt extrem spannend? Ja und ob! Und auch wenn der Bandname für den Italien-Laien nach Oregano klingt…Uragano bedeutet übersetzt Hurrikan. Und so klingt auch die Musik der Italiener extrem stürmisch und ungestüm! Hört da mal rein!


BUG – „Lux Ultima“ (Interstellar Records)

Die Innsbrucker Band BUG hat gern starke Albumtitel am Start, die nach großem Latinum klingen. Das kann ich sagen, weil ich Latein nie gewählt habe und auch sonst dem Bildungsbürgertum eher abgeneigt bin. Nunc Finis, Atropos, Calamitas und jetzt Lux Ultima. Das gibt uns unterbelichteten Punks schonmal einen ordentlichen Dämpfer. Gefällt mir! Schlecht fühlen hoch zehn! Okay, die Pappschuber-CD ist minimalistisch ausgestattet, es gibt nicht mal ein Textblatt. Und dabei wär das so bitter nötig, denn der Sänger schreit derbe rum, man versteht kein Wort, dazu diese verzerrten Gitarren und die Blastbeats, Blackmetal und guttural (BUG * steckt das etwa dahinter?). Würden die Tabletten und der Drink vom Cover hier irgendwo in der Nähe stehen, ich hätte das sofort intus!

Die groovy Mucke kommt jedenfalls ziemlich böse ums Eck! Tosender Noise, bellende, wutschnaubende Vocals, schleppende Walzenmucke mit krassen Gitarren und hämmernden Drums, dazu ein distorted Bass und unendlich schlechte Laune! Genau so lässt man nach einem unliebsamen Tag die verdammte Sau raus! Du dachtest, Corona wäre eine Bedrohung? Dann hast Du Bug noch nicht kennengelernt! Die Band zimmert Dir echt mal ’nen verdammten Helm! Kranky Shit! Die matschigen Hate-Sounds könnt ihr euch selbst anhören, es gibt aber auch noch einen Song, den ich herausstechend fand: I Bark at Nothing hat so einen gewissen Country-Hillybilly-Vibe. Clint Eastwood schießt sich versehentlich ins Knie oder so, weil er sich an Bugs immenser Lautstärke erschrocken hat. Ich kann’s direkt sehen, Clint Eastwood würde in der Notaufnahme auch drüber lachen.

Ha, Bandcamp rules! Hier sind nämlich alle Texte hinterlegt. Außerdem wurden sie für uns bildungsferne Suffbirnen sogar in die deutsche Sprache übersetzt. Geil, da schnorchel ich gleich noch ’nen kleinen Schnappes drauf! Also, wenn ihr böse Sounds mögt, dann kommt ihr hier dran garantiert kaum vorbei! Und ja, jetzt guck ich tatsächlich noch einen Western!

8/10

Facebook / Bandcamp


Bandsalat: Christmas & Mrs Anthrope, Citizen, Demoted, Ludalloy, Meltway, This Too Will Pass

Christmas & Mrs Anthrope – „Split“ (DIY) [Stream]
Zwei Bands aus dem Saarland teilen sich eine Single. Christmas und Mrs Anthrope. Zweimal geiler Punkrock, melodisch und ziemlich knackig! Beide Songs kommen schön schnell und melodisch. Würd gern mehr drüber schreiben, aber lieber hör ich mir die Songs noch ein paar mal an, bevor ich euch noch Bands wie Grey Area, Kid Dynamite oder Arterials als Referenzen nenne!


Citizen – „Calling The Dogs“ (Run For Cover) [Stream]
Elf Songs sind auf Citizens fünftem Album drauf, und versprochen: absolut jeder Song ist ein Hit, der mit einer unglaublich lockeren Catchyness um die Ecke kommt. Und dabei war ich beim ersten Durchlauf des Albums noch gar nicht so von den Songs angetan, denn Citizen klingen auf diesem Album erneut komplett anders. Citizen haben sich mit jedem ihrer Alben ein bisschen vom Emo/Neo-Grunge ihrer Anfangsphase wegbewegt, diesmal geht es in Richtung Indie-Rock, der dazu noch extrem tanzbar klingt. Die Melancholie darf natürlich auch nicht fehlen, dazu gibt es auch textlich viel spannendes zu entdecken. Aber in erster Linie zucken die Beine nervös, man hat einfach den Drang, sich zu diesen Ohrwürmern tanzend zu bewegen! Natürlich steckt in der Musik ganz viel Citizen selbst drin, andere Einflüsse dürften für dieses Album Indie-Bands wie Nada Surf, The Strokes, The Hives, Angel Du$t oder The Lemonheads gewesen sein. Großartiges Album! Ich feier das hier echt mal ab!


Demoted – „Shit For Brains“ (DIY) [Stream]
Geil, das hier: hab keinen Plan, wie Leute aus Brooklyn New York auf meinen popeligen Blog aufmerksam werden und mir direkt ihr Zeugs zukommen lassen! Demoted ist eine Band aus Brooklyn, welche eigentlich als one-man-Band startete und mittlerweile zu einer vollständigen Band gewachsen ist. Scheiße, nachdem ich dieses neue Album gehört habe, muss ich mir auch noch das andere Zeugs der Band reinpfeifen. Hier gibt’s rohen, räudigen oldschool-Hardcore der Marke Minor Threat auf die Ohren! Ich zerleg die Bude für sowas! Fuzzy Gitarren, nach vorne treibendes Schlagzeug, rohe Wut und jede Menge Power! Ich steh drauf!


Ludalloy – „Lumenari“ (DIY) [Stream]
Knappe Review-Anfrage der finnischen Band, knapper deutscher Text. Klingt gut, bisschen Shoegaze, bisschen Distortion, hallige Klangwelten, schleppende Drums, hypnotische Rhythmen, male/female-Gesang…und wieder einmal erinnert der Sound an die Bands Lush und My Bloody Valentine, ganz grob eingeordnet. Lasst euch nicht von dem fast vierzehn-minütigen Opener abschrecken…die Songs entwickeln tolle Dynamiken, man kann in Traumwelten schweben! Sehr geil!


Meltway – „Nothing Is Real“ (Through Love Rec.) [Stream]
Oh yeah, das hier läuft mir direkt rein! Man versinkt förmlich in einem flauschigen Kopfkissen und kann sich im einen Moment relaxt den auf Wolken schwebenden Sounds hingeben, während man dann doch hin und wieder aus dem traumhaften Klangteppich hart rausgesaugt wird und hochschreckt, weil man astralreisende Zuckungen bekommt. Meltway aus Dänemark legen hier ein Debutalbum hin, das Dich wirklich mal um den Finger wickelt, die drei Gitarren spielen Dich schwindelig, das Schlagzeug lullt Dich zusätzlich ein, der geschlechtlich kaum definierbare Gesang ist so zauberhaft, dass man jeglichen Bezug zur Außenwelt verliert. Hier kann man sich förmlich reinlegen! Unendlicher Hall, mystischer Nebel, tonnenweise Watte, immense Reverbs…Zeitlupe, Zeitraffer, verschwommene Bilder, unendlich dauernde und angenehme Umarmungen, unendlich viel Liebe im Gepäck. Ich liebe diesen Sound! Wenn ihr Bands wie die frühen Lush, Piroshka, Mumrunner oder Chapterhouse mögt, dann bitte unbedingt Meltway anchecken und sofort lieben! Irgendwo zwischen Dreampop, Shoegaze, Grunge und ganz viel 90’s Nostalgie!


This Too, Will Pass – „Wir sind…“ (DIY) [Stream]
Ha, so langsam komm ich hin und wieder mit Bandnamen und Besetzungen durcheinander…Neulich gab’s ne Kritik zum Debut-Release der Band So Kind, hier wirkt ein Ex-Mitglied der Band This Too, Will Pass mit. Diese Band klingt namenstechnisch ähnlich wie die Münchener We Too, Will Fade. Boah, es ist echt tricky…Jedenfalls ist die letzte EP der Band This Too, Will Pass letztes Jahr im Dezember erschienen und irgendwie ist mir das voll durch die Lappen gegangen. Vielen Dank ans dran Erinnern! Was ziemlich geil kommt: die Lyrics sind in deutscher Sprache mit einem fast nicht unüberhörbaren Akzent rausgescreamt, das kommt ziemlich geil! Und man spürt förmlich das Herzblut und die Spielfreude! Geile Band!


Ambulanz – „II“ (It’s Eleven Records)

Wenn ihr dieses Tape in den Kassettenschacht steckt und auf Play drückt, dann fühlt ihr euch mit den ersten Klängen, als ob ihr direkt zwischen Magnetband und Tonkopf mit runtergedrückter Play-Taste vor-oder zurückgespult werdet. Nervös, manisch und hibbelig klingt das, was das Leipziger Quartett da auf seinem zweiten Album so vom Stapel lässt. Der female/male-Wechselgesang, die völlig aufgedrehten Drums, die nerdy Gitarren, die zwischen Garage, Punk und Surf hin und herrasen, die völlig abgedrehten Paranoia-Synthies und die halligen Vibes, das alles hypnotisiert ungemein!

Sieben Songs packen Dich am Schlawittchen und schleudern Dich ordentlich rum, Ohrfeigen rechts und links gibts auch noch zu kassieren. Fuzzy to the Maxxx, dabei sind aber immer erstaunlich geile Hooks im Gepäck, gelungene Überraschungen warten auch an jeder Ecke, catchy Melodien mäandern durch Deine Eingeweide wie ein hyperaktiver und pogotanzwütiger Bandwurm. Obendrein schickt Dich das druckvolle und knackige Mastering direkt ins Koma und plötzlich flimmert im Fiebertraum dieses gruselige Wachsmalstift-Artwork des Tapecovers vor den Augen rum! Aaaargggh!

Aus dem Inneren des Tapes purzelt noch ein mit einem psychedelischen Farb-Wachsstiftgemälde bedrucktes DIN-A4-Blatt heraus. Leider sind hier keine Texte auf der Rückseite. Dran zu lecken, traue ich mich auch nicht, vermutlich ist das aber die einzige Möglichkeit, um an die Texte zu kommen. Ich trau dem Klebstoff-artigen Geruch echt nicht über den Weg. Wenn ihr euch also eine rabiate Mischung aus frühen Robocop Kraus auf doppelter Geschwindigkeit, Ideal mit mehr Schrammelgitarren und ordentlichem ADHS-Post-Punk/Garage-Einschlag vorstellen könnt, dann müsst ihr das hier checken. Wenn nicht, dann ebenso. Verdammt geil, dieses Tape, Wow! Bonuspunkte für das mit einem Prägegerät entworfene Haustürklingel-Schild, das auf dem transparenten Tape klebt!

8/10

Instagram / Bandcamp / It’s Eleven Records


ManLiftingBanner – „The Revolution Continues“ (Crucial Response Records)

Schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat dieses Hammer-Release, das neulich aus einem Bemusterungspaket aus dem Hause Crucial Response Records purzelte und eigentlich auch zumindest mit 75% in die Rubrik Mottenkiste reinpassen würde. Bereits 2012 ist das gute Stück hier erschienen, es ist aber auf allen Ebenen immer noch brandaktuell, auch wenn neben den erstmals im Jahr 2012 erschienenen Songs der A-Seite auch schon wieder über 10 Jahre vergangen sind. Denn die Songs auf den restlichen Vinylseiten haben genauso wenig an Zündstoff verloren, obwohl sie aus den Jahren 1991-1992 stammen. Geschichte wiederholt sich? Ups, das ist ja absolut eine neue Erkenntnis!

In den frühen 90ern führte an der niederländischen Band ManLiftingBanner, die aus den Bands LÄRM und Profound hervorging, kein Weg in Sachen Polit-Hardcore vorbei! Die Jungs machten von Beginn an klare Ansagen und gehörten zu einer der ersten europäischen Straight-Edge-Bands, die sich unmissverständlich und deutlich als politisch, und kommunistisch verstand, schon damals machte sich die Band für LGBTQ-Rechte und Feminismus stark. Ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber in den Neunzigern hüpfte man noch nicht völlig irre in irgendwelchen Streaming-Playlisten rum, Compilations waren aber schon eine gute Sache, um neue Bands kennenzulernen. Eher blieb man bei einem Release so lange kleben, dass es bis heute immer noch präsent ist. Und ManLiftingBanner gehören definitiv zu den europäischen Bands, die mit ihrem wuchtigen und knackigen Hardcore für immer eingebrannt bleiben! Als Kind der oberschwäbischen Provinz war ich Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger ziemlich froh, dass ich durch einen örtlich ansässigen älteren Punk, der einen DIY-Mailorder aus seinem Wohnzimmer heraus betrieb, auch Fanzines wie das ZAP, das Ox! oder weitere Mailorders in Deutschland wie z.B. Flight13, später dann auch Greenhell kennenlernte und mir da auch meine Informationen zu Bands holte, die dann nur aufgrund des Reviews ohne vorherige Hörprobe geordert wurde. Um Porto zu sparen, gab es immer schöne Massenbestellungen, so dass beim Eintreffen des Plattenpakets in Windeseile alle Tonträger auf Tape aufgenommen und im Freundeskreis verteilt wurden. Diese Erinnerung blitzt mir beim Anblick der ManLiftingBanner-Doppel-12inch direkt im Hirn auf.

Falls ihr das gute Stück noch nicht im Plattenschrank stehen haben solltet, dann haltet euch mal ran! Denn das Ding liegt kompakt und ziemlich schwer in der Hand. Das Plattencover kommt im stabilen Karton. Aus dem Inneren purzeln zwei Vinylscheiben und ein 12-seitiges Text-Booklet im 12inch-Format. Hier sind neben den Texten ein paar Worte zum politischen Hintergrund und der Intention der Band, zudem sind neben Bildern aus Live-Shows auch Fotos von verschiedenen Widerstandsaktionen aus verschiedenen Regionen unseres Planeten aus dem Jahr 2011 zu sehen. Die Revolution geht weiter, auch wenn ManLiftingBanner seit 2019 als aufgelöst gelten. Hätte die Band anno 2024 ein neues Album am Start, dann wäre ein 12-seitiges Booklet definitiv nicht ausreichend! Ach übrigens, ein schönes Poster kommt auch noch aus dem Plattenkarton zum Vorschein! 29 Songs sind hier zu hören! Und mal ehrlich: so geiles Hardcore-Geballer mit solch einer Message sollte doch in unserer derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Situation stimulierend wirken und den Grundstein für neue Aktionen, Impulse und neue Bands legen. Die Wut über den Zustand der Welt sollte sogar noch eine weitaus größere Intensität mit bringen, als man es auf diesem Release hier spüren und hören kann. Und an Crucial Response: Tausend Dank für diese Platte!

10/10

Crucial Response Records


2LegsBad vs In The Cage – „Split 12inch“ (nth-records)

Die Antgame-EP aus dem Jahr 2022 noch gut vor Augen, schneite neulich eine nette Message der Band 2LegsBad rein. Die Aschaffenburger Band hat nämlich ein brandneues Release am Start, diesmal ist es eine Split mit der österreichischen Band In The Cage geworden. Und schwupps wird auch schon ein bisschen später die Split-12inch vom Paketdienst überreicht. Sehr geil! Wie die 12inch selbst ist auch das Artwork geteilt, 2LegsBad haben was mit ’nem Totenkopf mit Terminator-Auge und zerstörten Gebäuden am Start, In The Cage wählten ein verschwommenes Foto von ’ner Live-Show. Aus dem Inneren purzelt neben einem Download-Code etliche Aufkleber und ein Textblatt raus. Die Vinylscheibe selbst gleitet aus einer gefütterten schwarzen Innenhülle raus. Es handelt sich übrigens um ein Co-Release der Labels nth-Records (Noise To Help, das Label des 2LegsBad-Bassisten) und Apocalix Records und Klabautermann Records.

Okay, 2LegsBad wurde im Jahr 2019 gegründet, neben der EP und dem Album ist das hier das dritte Output der Aschaffenburger. Und wie auch schon auf der Antgame-EP knackt die Band mit ihrem groovigen In Ya Face-Sound direkt einige Schädel! Immer schön nach vorne gehend, wütend, fett und walzend wird sich in den drei Songs ausgetobt, als gäbe es keinen Morgen! Schön angepisst geht es hier zur Sache, da knarzt der Bass, die Drums pendeln zwischen ungestüm und schleppend, die Gitarren zerschneiden rassiermesserscharf die Luft. Dazu noch diese böse gescreamten Vocals und Texte, die sich mit toxischem Online-Kaufkonsum und anderen schwerwiegenden Problemen unserer Gesellschaft beschäftigen. Also durchaus auch Food For Thought und geschundenes Seelenheil bei all dem Geballer, das live sicher ordentlich zerstört! Erinnert mich tatsächlich öfters mal an die ganz frühen Rykers! Zu dem Sound kann man schon mal die eigene Bude zerlegen, wenn mal die Gäule durchdrehen!

In The Cage aus Wien kannte ich bisher nicht, obwohl die Band schon seit 2007 unterwegs ist und deren Mitglieder von Bands wie Only Attitude Counts, Spider Crew, Buts The Chain, Permanent Style und Business As Usual bekannt sind und zumindest eine der Bands sogar schonmal in meiner Heimatstadt Weingarten zusammen mit der Band Rawside un V8 Wankers rumgeasselt hat, wenn mir mein Gehirn jetzt keinen Streich gespielt hat. Up The Punxxx! In The Cage bewegen sich irgendwo zwischen Hardcore und etwas Metalcore, die drei Songs lassen jedenfalls ordentlich prasseln und klingen fett nach dicker Hose. Außerdem groovt es gewaltig, die Gangshouts kommen auf den Punkt. Bisschen neuere Cro-Mags da, bisschen ältere Biohazard dort…und die Stuttgarter Band Empowerment kommt mir beim Dialekt-Song Voi Fit in den Sinn! Dieser Song ist mein fave! Ich steh ja eh auf diesen Wiener Schmäh! Geil, dass neben Bibiza und Voodoo Jürgens auch mal ’ne gschdandene Mannsbilder-Hardcore-Band im Dialekt etwas härtere Mucke am Start hat!

8/10

Bandcamp / Noise To Help


Two Words – „Rejoining The Forces“ (Crucial Response)

Wer in den 90ern bis in die Nuller hinein ein bisschen in Italiens Hardcore-Szene eingetaucht ist, dem werden eventuell noch Bands wie Product, Ageing, By All Means, Thoughts To Share, Think Twice, Zero Eight One oder I Deny was sagen. Ex-Members eben dieser Bands beschlossen im Covid-Lockdown, mal wieder die Youth-Crew-Keule schwingen zu lassen. Die alten Szene-Hasen von Two Words hoppeln über verschiedene norditalienische Städte, nur der Sänger grast etwas weiter südlich von Rom, was natürlich Bandproben ein bisschen schwierig macht. Nichtsdestotrotz hat die Band nach der 6-Song-Debut EP Pledge Of Alliance jetzt ihr Debutalbum am Start. Oh Mann, ich kann mich noch gut an die Italien-Urlaube Mitte der Neunziger bis Ende der Nuller erinnern, bei dem die Liebste zähneknirschend in der Hitze auf dem Marktplatz schmorte, während ich stundenlang in irgendwelchen Plattenläden nach neuen, lokal ansässigen Bands suchte…und auch mit Bands wie z.B. den norditalienischen Last Man Standing, No Choice, Implosione, Acredine, With Love oder Open Close My Eyes fündig wurde. Die Hardcore-Spuren der Stadt wurden mit detektivischer Genauigkeit untersucht, jeder Aufkleber an den Straßenlaternen und Mülleimern wurde inspiziert. Meine Liebste konnte diese Freude über gefundene Band-Aufkleber absolut nicht teilen. Bevor ich euch jetzt aber mit irgendwelchen Nerd-Stories nerve, kommen wir lieber mal zum Release, das über Crucial Response erschienen ist.

Das Albumartwork find ich schon mal sehr schön, die Fotografie wirkt durch das Strichraster und die zwei eingefärbten Bereiche sehr stimmungsvoll, die Action der American Football- oder Rugby-Szene erinnert an die guten alten Moshpit-Zeiten, als 40 Leute gleichzeitig den Sänger überstapelten, um mal ins Mikro zu beißen und mal eben ein paar Frontzähne zu lockern. Bitte nicht böse sein, wenn das eine vollkommen andere Sportart sein sollte, die da abgebildet ist, ich kenn mich in sowas leider nicht so gut aus. Jedenfalls gefällt mir der Blauton, die Coverinnenseite ist ebenfalls blau eingefärbt. Die Platte gleitet wie von selbst aus der gefütterten Innenhülle, ein Traum! Und auch die Vinylfarbe meines Bemusterungsexemplars schimmert kornblumenblau vom Plattenteller, es gibt wohl aber auch noch Varianten in rot und in weiß. Wobei wir dann auch schon beim aufklappbaren Textblatt sind. Hier gibt es nämlich auch die Trikolor-Farben rot, weiß und blau zu bestaunen, dazu sind noch alle Lyrics und ein paar Thankslisten abgedruckt. Auf der Rückseite gibt’s noch ein geiles Poster, also Full-Service rund um die Verpackung!

Und sobald die Plattennadel ins himmlische Blau eintaucht, dann gibt es kein Halten mehr. Hinterherspringen geht zwar kaum, aber das wäre die Krönung! Ganz klar reißt man da bei den ersten paar Klängen direkt den Lautstärkeregler hoch! Ab der ersten Sekunde brennt die Hütte! Klar, 88-er-Youth-Crew-Straight-Edge ist jetzt nichts neues, aber Two Words sind leidenschaftlich und spielfreudig unterwegs und zeigen, dass der Straight-Edge-Lifestyle die alten Knochen und die Fitness gefördert hat! Mal kurz ’ne Verschnaufpause gefällig? Von wegen! Da wird geprügelt, gescreamt, gegangshoutet und massig Chords rausgepfeffert. Dass hierfür sXe Bands der ersten Stunde (Youth Of Today, Minor Threat, 7 Seconds oder Uniform Choice) genauso ausschlaggebende Impulse wie die Szene Anfang bis Mitte der Neunziger bis hin zu den Nullern (Better Than A Thousand, Chain Of Strength, Sportswear, Carry On oder Betrayed) gesetzt hat, könnt ihr auf den insgesamt vierzehn Songs hören. Oldschool-Hardcore im modernen Gewand, so würde ich das hier beschreiben, denn der Sound ist fett und klar abgemischt, dennoch klingt das Ganze ziemlich rau. Neben einem Chain Of Strength-Cover (Just How Much) gibt es auch noch mit Disillusion eine Neuauflage eines Think Twice-Songs. Und unweigerlich kommen beim Lauschen der 12inch die Szenen (Ende der Neunziger?) ins Gedächtnis, als ich die Hochzeit einer Freundin meiner Liebsten schwänzte, nur um bei den Gangshout-Aufnahmen meiner Kumpels der Ravensburger Band Regret dabei sein zu können. Ich glaub, die Regret-Platte lege ich gleich anschließend auf, sobald Runde 11 beendet ist!

9/10

Facebook / Bandcamp / Instagram / Stream / Crucial Response


Black Square – „Zweifel“ (Keep It A Secret Records)

Die aus Nordrhein-Westfalen kommende Band Black Square hat gerade ihr zweites Album veröffentlicht, dabei gründete sich das Trio erst inmitten der Corona-Pandemie. Gute Voraussetzungen, um die angestaute Wut zu kompensieren und den Blick auf die krepierende Welt etwas schärfer zu stellen. Dass es den Dreien – Fini (vocals), Anna (drums, back vocals) und Bonny (guitar, bass, backing vocals) – nicht an Ideen mangelt, zeigt allein schon dieses aktuelle Release. Denn neben dem Album, das auf Tape oder CD erhältlich ist, hat die Band auch gleich noch ein 56-seitiges stabiles DIN A5-Zine mit reichlich Food for Thought zum Release dazu gepackt. Wenn ich mich mit Drucktechnik auskennen würde, dann würde ich euch sicher vorschwärmen, auf was für tollem Papier das Zine-Cover gedruckt ist. Also könnt ihr euch vorstellen, dass hier schonmal rein optisch alles im grünen Bereich ist, der DIY-Spirit hüpft jedenfalls direkt ins Herz! Angefangen vom Artwork bis hin zum netten Mailkontakt wächst natürlich die Neugier auf die Musik und die Inhalte des Zines. Aber erst noch ein paar Worte zur Optik! Für das tolle Artwork vom Cover und auch vom Zine ist die Tattoo- und Illustrationskünstlerin Vicky/Palmwarbler Tattoos verantwortlich. Das von Angst gezeichnete Fohlen versucht, den Flammen zu entkommen, wird es aber vermutlich nicht schaffen, da die ganze Steppe bereits in Brand steht. Wenn man dann das Cover wendet und das abgebrannte Streichholz auf dem Backcover sieht, dann wird klar, dass der Mensch für diese schlimme Situation verantwortlich ist. Und dass die Welt und unsere Gesellschaft schon mitten im Untergang ist, daran besteht keinerlei Zweifel.

Die erste Hörrunde absolvierte ich direkt mit meinen neu erworbenen Overears-Kopfhörern, nachdem mein alter Lieblingskopfhörer neulich nur noch Töne auf der linken Seite abgespielt hat. Da bekam ich erstmal einen riesigen Schreck, da die Anfangstöne vom Song Alles zerfällt mich erstmal zweifeln lassen haben, ob mit dem neuen Kopfhörer alles in Ordnung ist oder vielleicht ein anderes Problem vorliegen könnte. Ha, verdammte Studiotechnik, reingefallen! Kurze Zeit später setzt auch der Ton auf dem rechten Lautsprecher ein. Und dann kommt auch direkt nach ein paar Sekunden die fette Breitseite zum Vorschein. Erst setzen die druckvollen Drums ein, dann kommt wütendes female Geschrei hinzu und die Gitarren brutzeln melodische Riffs am laufenden Band! Der in deutscher Sprache vorgetragene Gesang variiert von manisch gesprochenen Vocals über geflüsterte Passagen bis hin zu hysterisch gekreischten Screams, die Stimmbänder werden hier wahrhaftig nicht geschont. Und ja, die Power bleibt während der insgesamt acht Songs auf volle Kraft voraus! Mir gefallen v.a. die Gitarren, die sich am Ami- bzw. Cali-Sound der Neunziger orientieren. Bands wie Uniform Choice, Speak 714 oder die frühen Ignite kommen mir hier in den Sinn, aber auch deutsche Bands wie Inner Conflict oder Todeskommando Atomsturm sind nicht weit entfernt von dem, was Black Square hier abliefert! Übrigens gibt es auch ein paar Vocal-Features (Lucas/Torpedo Dreigang, HC Baxxter und Saskia/Schrottgrenze, die beim Song Diversity-Workshop bei Microsoft zu hören ist). Und dann sind ja noch die deutschen Texte, die tief gehen und allen unbequem den Spiegel vor’s Gesicht halten. Es geht wahrscheinlich allen von uns halbwegs geradeausdenkenden Menschen so, dass wir entgegen unseres Instinkts und scharfen Blicks auf die katastrophalen Folgen einer gewissen Handlung zwar ein dumpfes Gefühl in der Magengegend verspüren und auch ein schlechtes Gewissen haben, aber trotzdem mitsamt dem Planet und allem Leben darauf in den Abgrund rauschen! Ich merke an: den neuen Kopfhörer hab ich im Internet bestellt, den alten Kopfhörer hab ich in eine Kiste mit verschiedenen defekten Geräten geschmissen, die ich im Keller aufbewahre und ohne mein nicht vorhandenes Handwerksgeschick auch niemals im Fall einer Zombieapokalypse reparieren könnte. Ich bin echt so ein Messie! Dabei gibt’s in der nächstgelegenen Stadt ein Repair-Café.

Dass dieses Release zum Nach- und Überdenken animiert, dafür ist natürlich neben Musik, Artwork und Texten das beiliegende Zine verantwortlich. Nach einem erklärenden Vorwort sind im ersten Teil erstmal die Songtexte abgedruckt. Danach gibt es einen politischen Text von Max – einem Weggefährten der Band – zu lesen. Es geht hier hauptsächlich um den Abgrund des kapitalistischen Systems, das quasi unbestritten der grundlegende Auslöser aller derzeitig vorherrschender Probleme unserer Gesellschaft und Umwelt ist. Auch wenn wenig Hoffnung besteht, dass wir noch die Kurve kriegen könnten, werden im Text einige Perspektiven aufgezeigt, wie das Ganze noch vielleicht ein bisschen gewuppt werden könnte. Gegenseitige Hilfe und mehr Menschlichkeit, Widerstand und Solidarität sind hier zentrale Lösungsansätze. Auch wenn das Niedergeschriebene durchaus bekannt ist, wird einem ganz schön flau im Magen, wenn man das am Stück liest und einzelne Punkte wie Wohnraum und Gesundheitsversorgung auch in der Infrastruktur der eigenen Kleinstadt wahr nimmt. Letztendlich bleibt aber ein kleines Stück Hoffnung zurück, da bereits etliche Gruppen und Aktivist*innen das Problem erkannt haben und mit unterschiedlichen Projekten dem Schweinesystem entgegen wirken.

8/10

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Bandsalat: Blame Art, Ett Dödens Maskineri, Jeanny, KŸHL, Riversleem, Selflore

Blame Art – „Simbionti / Sorgenti “ (Dancing Rabbit Records u.a.) [Name Your Price Download]
Schon krass, was für geniale Bands man durch das hobbymäßige Betreiben eines Blogs so kennenlernt! Blame Art aus Mailand sind eines der positiven Beispiele! Es sind zwar nur zwei Songs, aber die ziehen mich direkt in den Bann. Simbionti beginnt mit einer intensiven Instrumental-Passage, die sich immer weiter steigert und man sich ab etwa über der Hälfte des Songs in einem absoluten Emo-Traum von endlosen Sehnsüchten und tieftraurigen Angstgefühlen wiederfindet. Wow! Bei Sorgenti setzt ziemlich bald der Gesang ein, italienischsprachige Lyrics übrigens, auch wieder Emocore vom Feinsten, bisschen Shoegaze noch dazu! Sehr geil!


Ett Dödens Maskineri – „Kulturkriget“ (Suicide Records) [Stream]
Das schwedische Quartett Ett Dödens Maskineri kommt mit seinem zweiten Album erstmals an meine Ohren. Und das, was ich da zu hören bekomme, gefällt mir richtig gut! Dichter, satter und energiegeladener Crustcore-Sound trifft auf Melodie und Screamo/Post-Hardcore-Elemente. Die Band gibt als Einflüsse andere schwedische Crust-Bands wie Skitsystem, Disfear oder Anti-cimex an, aber neben dem ganzen Geknüppel ist noch ganz schön viel Melancholie, Melodie und anderes an Soundspielereien mit von der Partie, z.B. bei Distortion To Hell. Ach ja, gebrüllt/gescreamt/gesungen wird in der Landessprache, was natürlich auch noch ein wenig exotisch klingt. Müsst ihr euch unbedingt mal anhören, falls noch unbekannt!


Jeanny – „Cecilia“ (Problembär Records) [Stream]
Die Wiener Band Jeanny überzeugte bereits mit ihrer Debut-EP, die vermutlich nicht nur mich mit tiefgründigen Gedanken zu exzessivem Alkoholkonsum und einem eigenständigen Sound zwischen Trompete, Post-Hardcore, Indie, Rap und Emo ganz schön flashte. Jetzt also das Debutalbum, dessen Lyrics erneut ganz schön ins Innere von Sänger und Songwriter Pablo Scheuhammer blicken lassen. Textlich sind alle Tracks an eigene Theraphiesitzungen angelehnt, es werden Traumata, Depressionen, Ängste, Verluste und andere Gefühle, die seelenbelastend sind, thematisiert. Wie geht man mit diesen psychischen Situationen um? Die Verzweiflung sitzt jedenfalls tief, von Betäubung und Verdrängung über Konfrontation werden Auswege gesucht, dabei zeigt sich, dass die Musik, der künstlerische Ausdruck und das Niederschreiben der eigenen Gefühle wahrscheinlich wirkungsvoller sind, als alle Therapiesitzungen dieser Erde zusammen! Passenderweise erscheint das Ding auch noch bei Problembär Records! Cooler Name für ein Label! Musikalisch bewegt sich das Quartett irgendwo im deutschsprachigen Post-Punk/Indie-Bereich, die Melancholie ist permanent an Bord und so gibt es auch Ausflüge Richtung Emo, Post-Hardcore und Screamo, dabei ist die Trompete immer wieder ein Merkmal, das die Band aus der Masse herausstechen lässt. Zog ja schon bei meiner letzten Rezi Vergleiche zu Bands wie Touché Amore, La Dispute, Empty Guns, Moop Mama und OK Kid, jetzt füge ich noch Fjort und American Football mit hinzu. Geiles und bewegendes Album jedenfalls!


KŸHL – „nach Strich und Faden“ (Utarid Tapes) [Stream]
Ist echt schon ein bisschen her, dass die Hamburger Band KŸHL mit ihrem damaligen, im Jahr 2016 erschienenen Release Drittweltstrauma auf diesen Seiten vorgestellt wurde. Umso mehr freute ich mich, dass die Band nach ihrem zumindest von mir wahrgenommenen letzten Lebenszeichen mit dem Beitrag zur Zegema Beach Records-Compilation Ones & Twos aktuell mit nach Strich und Faden ein weiteres Album veröffentlicht hat, mittlerweile das dritte. Und ja, hier bekommt ihr wieder diesen intensiven Screamo auf eure klingelnden Ohren, der absolut in euren Seelen- und Gefühlskosmos eingreift! Hier wird all der Schmerz und das Leid, die Leidenschaft, die Wut und Trauer mit viel Liebe, Leidenschaft und Spielfreude dargeboten. Natürlich lebt der Sound von den hyperaktiven Gitarren, den ebenso unkontrollierbaren Drums, dem knödelnden Bass und den kreischenden und gesprochenen female Vocals! Sehr intensiv! Skramz to the maxx! Und hier noch ein kleiner Nachtrag: die Band war so nett, mir das Album aufgrund dieser hier verfassten Zeilen als 12inch zukommen zu lassen, absolute Liebe dafür! Und klar, auf Vinyl ist das Ding nochmals ’n Tick intensiver! Die 12inch selbst schimmert dazu in marmorierter und kanarienvogelgelber Farbe vom Plattenteller, anstelle eines Textblatts gibt es einen schönen DIY-Kunstdruck und das Artwork wirkt im 12inch-Format auch stimmungsvoll. Wahnsinn!


Riversleem – „A Second Release“ (Zegema Beach Records) [Name Your Price Download]
Es erscheint einfach so viel gutes Zeug auf Zegema Beach Records! Die Band Riversleem und ihre zweite EP beispielsweise, im September 2023 erschienen. Versprochen: das Ding bläst Dich weg und zaubert Dir gleichzeitig ein fettes Grinsen in die Visage! Ist ziemlich Nuller-lastig, Bands wie Converge, Shai Hulud oder Posion The Well könnten Wegweiser sein. Fette Gitarrenwände, fiese Screams, tolle unterschwellige Melodien, zerstörerische Bassläufe! Auch wenn ihr beispielsweise die französischen Cleaver zu euren Faves zählen solltet (die meiner Meinung nach auch gern so nullermäßig rumeiern), dann solltet ihr hiermit richtig steil durchdrehen!


Selflore – „L​​​’​​​immagine che ho di me“ (Dancing Rabbit Records u.a.) [Name Your Price Download]
Nochmals Mailand, nochmals italienischer Emocore, der mitreißen kann und tief ins Herz geht! Die Gitarren kommen flächig, manchmal akustisch, jedenfalls immer in melancholischen Wellen überflutend, dazu dieser tieftraurige und raue Gesang und die poetischen Texte (behaupte ich jetzt mal anhand der Übersetzungssoftware). Braucht vielleicht ein paar Anläufe, da der Sound auch eine gewisse Dissonanz in sich hat, aber gerade das macht es so besonders!


Videorunde: Elena Rud, CULK, Blond

Obwohl ich massig Musikvideos gucke, vernachlässige ich das ziemlich hier auf diesen Seiten. Deshalb eine kleine Videorunde zum Jahresstart. Und kleiner Spoiler: es geht zwar ein bisschen ruhiger zu, als sonst, aber das Gefühl, die Melancholie, das mit Haut und Haaren mit dabei sein und der DIY-Spirit ist trotzdem bei allen drei Beiträgen deutlich zu spüren!

Den Anfang macht die Münchener Künstlerin Elena Rud mit ihrer Band. Im September 2023 hab ich sie das erste Mal live gesehen (auf dem Umsonst & Draußen in Weingarten, übrigens immer eine Reise wert!). Und ihre Show hat mich sehr gepackt, auch wenn mir hinterher nicht alle ihrer Songs auf Konserve gefallen. Es passiert nicht sehr oft, dass ich mir mal eine Träne wegdrücke, aber beim Song Silver/Gold stand ich in der ersten Reihe und war total in mich gekehrt. So emotional, verletzlich und melancholisch, die einsetzende Dämmerung gab mir dann noch den Rest. Leider ist das Video zum Song Silver/Gold online nicht mehr zu finden, warum auch immer. Schaut euch also als Ersatz die starken Videoclips zum Song Dopamin oder zum wichtigen Song Wert (aber wo?) an, der das Thema physische bzw. sexualisierte Gewalt zum Inhalt hat. Bin gespannt, was da noch kommt und werde mir Elena Rud bei der nächsten Gelegenheit sicher nochmals live anschauen! Irgendwo zwischen Indie-Pop, Post-Punk und Emo-Pop.


Die Wiener Band CULK wurde ja hier bereits vor einiger Zeit vorgestellt, mittlerweile hat die Band um Sängerin Sophie Löw ihr drittes Album am Start. CULK hat auf den bisherigen Releases gezeigt, dass es neben der Musik auch ziemlich tiefgründig zur Sache geht. Wurde auf dem letzten Album noch die Ungleichheit der Geschlechter und die Übermacht des Patriarchats thematisiert, so wird auf Generation Maximum die derzeitige Gesamtscheiße mit Klimakatastrophe, Rechtsruck und Krieg ins Visier genommen. Bei all der Hoffnungslosigkeit kommen aber dank der poetischen Fingerfertigkeit der Band immer wieder Lichtblicke an die Oberfläche. Hier mal der Clip zum Song Eisenkleid. Geht so in Richtung Post-Punk, Shoegaze und Indie.


Es waren nur ein paar der 12 Songs, die mir auf dem zweiten Album der Chemnitzer Band Blond irgendwie gefallen haben (Männer ft. addeN, Sims3, Toxic), beim Rest bin ich wahrscheinlich wohl nicht so die Zielgruppe. Mein Fave ist aber der Song Oberkörperfrei und das Video dazu ist der Roundhousekick schlechthin! Und irgendwie fällt mir bei den ganzen Diskussionen rund um nackte Oberkörper auf Konzerten und im Alltag gerade der Hund am Strand-Song Jungen Mädchen ein. Kriege wegbewegen, einander lieben und respektieren. Wie schön wär das doch! Und wenn nicht…Hol doch die Polizei!


Bandsalat: Lakes, Madee, Schlecht, Split Silk, SYL, With Honor

Lakes – „Elysian Skies“ (Big Scary Monsters) [Stream]
Auch fast im Besprechungsordner in der Untiefe der Festplatte versunken ist das dritte Album der Band Lakes aus Watford, UK. Dabei ist dieses Album für mich eigentlich eins der besten Emo-Rock-Alben aus 2023. Hier bekommt man alles, was das Emo-Herz höher schlagen lässt! Gefühlvoll, zart, melancholisch und sehnsüchtig klingen die elf Songs. Die Gitarren kommen locker aus dem Ärmel gespielt sehr gefühlvoll um die Ecke, dazu der gegenspielende Bass und die die richtigen Akzente setzenden Drums! Und über allem der melancholische female/male Wechselgesang, es ist eine wahre Freude! Hört euch z.B. mal den Song Leap an, dann wisst ihr, was ich meine! Dazu gibt’s noch tiefgreifende Texte! Falls ihr eh noch nicht schon von dem Album gepackt seid, dann müsst ihr hier unbedingt reinhören!


Madee – „Conundrum“ (Bcore) [Stream]
Die spanische Band Madee war in den Jahren 2002 bis 2007 aktiv, danach wurde es etwas still um die Band bis im Jahr 2021 wieder Lebenszeichen zu vernehmen waren und mit Eternity Mingled With The Sea sogar ein Album veröffentlicht wurde. Anfang des Jahres 2023 erschien ein weiteres Album namens Conundrum. Madee hat jedenfalls immer noch die Magie, die damals dafür sorgte, dass Songs From Cydonia für immer im Herzen bleiben wird. Und hey, wer war damals nicht mit den spanischen Bands wie Zeidun, Maple, Standstill, The Unfinished Sympathy und all den anderen coolen Bands auf Bcore in Love? Madee wissen jedenfalls immer noch, wie emotionale Indie/Emo-Rock-Songs wirkungsvoll in Szene gesetzt werden! Eigentlich doch auch die Gelegenheit, nochmals in das Eternity Mingled With The Sea Album reinzuhören.


Schlecht – „Macht ja nix!“ (Black Cat Tapes) [Name Your Price Download]
Warum versauerte das Album hier ewig und drei Tage (seit dem Sommer 2022, von dem ich nicht mehr weiß, wie er war und auch weiß ich nicht mehr, was ich letzten Sommer davor getan habe) im Lesezeichen-Ordner ohne euch das wärmstens zu empfehlen? Weil ich halt einfach nix auf die Reihe kriege und erst jetzt gerade mal wieder die Festplatte durchfege! Reinemachen ist halt nicht so meins! Wie willste da überhaupt den Überblick behalten? Außerdem strengt das Schreiben meine grauen Zellen übelst an, während ich neben ein paar Kannen Bier Netflix gucke und gleichzeitig in die Mucke reinhör. Keinen Bock mehr auf den ganzen Dreck! Macht ja nix! Aber egal, wenn ihr euch schlecht fühlt und mal wieder ordentlich Aggressionen abbauen wollt (dabei könnt ihr euch auch übelst vollaufen lassen!), dann ist das Ding hier genau eure Seelenverwandtschaft! Nach vorne gehende Gitarren, knatternder Bass, Aggression, rohe Wut, eine ziemlich angepisste Sängerin und Texte, die mir aus der Seele sprechen (ich hab keinen Bock auf Arbeit, ich hab Bock auf saufen). Warum gehen die nicht mit Hammerhead auf Tour? Würde passen! Beste Deutschpunkband /mit reichlich Hardcore, auch wenn ich mit der Besprechung ein bisschen im Verzug bin. Aber: Macht ja nix!


Split Silk – „Drown“ (Jean Scene) [Stream]
Auf dieses tolle und intensive Werk bin ich irgendwann im Sommer 2023 gestoßen (danke für die Empfehlung Alessandro/Borderline Fckup, dort könnt ihr auch ein ausführlicheres und professionelleres Review und etliches mehr lesen). Ich wollte mich schon eher mit dem Release beschäftigen, nachdem ich den Beitrag gelesen habe. Dennoch ist das Album erstmal im Lesezeichenordner verschwunden, bis ich endlich die Zeit für das Album gefunden habe. Und wenn man in dieses Release eintaucht, dann tut man das mit Haut und Haaren! Split Silk hört sich zwar wie eine komplett vollständige Band an, ist aber keine! Das was ihr hier hören könnt, stammt von der zuvor in diversen Screamo-Acts aktiven Künstlerin Lucca Cassandra Anastasia Carver. Vom Sound her geht es stark in die Neunziger, Noise, Emocore, Post-Hardcore, Screamo und angeschrägte Indie-Sounds. Die fast spoken words-artigen und resigniert wirkenden Vocals und die entschleunigten Parts erinnern oftmals an Bands wie Sonic Youth, während die schroffen Parts einfach nur verzweifelte Emotionen transportieren und ein dumpfes Gefühl in der Magengegend hinterlassen. Aber das ist nur einer der vielen Eindrücke, die Drown bei mir hervorruft. Die innere Zerrissenheit ist jedenfalls an allen Ecken und Enden zu spüren. Die sehr persönlichen und selbstgeißelnden Lyrics behandeln das beklemmende Gefühl, sich im eigenen Körper nicht wohl zu fühlen. Meine dicke Empfehlung: Beschäftigt euch intensiv mit diesem Release, es lohnt sich in alle Richtungen!


SYL – „Alt Godt“ (Sortsø Records) [Stream]
Alt Godt, das Debutalbum der Band SYL aus Kopenhagen/Dänemark ist auch schon im Dezember 2022 erschienen. Und es steckt voller Energie, Kraft und auch massig Gefühl ist mit an Bord. In erster Linie klingt es aber erstmal mächtig fett, dazu groovt es wie die Hölle! Man möchte sich beim Hören direkt in den nächsten Moshpit schmeißen! Die in der Landessprache vorgetragenen Texte bringen noch ein wenig Exotik in die Sache. Warum ist diese Band noch nicht längst in aller Munde? Vielleicht eines der vielen Releases, das ihr noch nicht auf dem Schirm hattet. Deshalb hier ein kleiner Reminder! Irgendwo zwischen Post-Hardcore und verschiedenen anderen Genres, selbst Black Metal-Ausflüge sind dabei! Stark!


With Honor – „Boundless“ (Pure Noise Records) [Stream]
Für mich völlig überraschend kommt dieses Album der Band With Honor, die in den frühen bis Mitte der Nuller aktiv war und neulich nach ein paar Reunion-Shows dieses Ding rauspfeffert. Und geil, sie haben es nicht verlernt! Hier bekommt man genau den Sound, den man von der Band bisher gewohnt war. Da schwingt sehr viel Nostalgie mit. Gleichzeitig merkt man, dass die Band mit Haut und Haaren dabei ist, der Sound strahlt eine ehrliche Grundstimmung aus. Knackig und frisch wechseln sich rasante Passagen mit fetten Moshparts und melodischen Refrains! Ich liebe das! Dürfte allen Fans der Band leuchtende Augen bereiten! Und natürlich werden das Ding hier Leute feiern, die neben Shai Hulud, den frühen Stretch Arm Strong, Bane, Crime In Stereo, Days Of Contempt in der The Will To Live-Phase oder auch aktuelle Bands wie Be Well zu ihren Faves zählen.