Desolat – „Elegance Is An Attitude…To Shit On“ (Santa Diabla u.a.)

Ihr könnt euch sicher noch an die geil aussehende Picture-12inch mit dem Titel Songs of Love in the Age of Anarchy der Wiener Band Desolat erinnern? Ja genau, das ist diese eine kurz vor der Pandemie gegründete Band von vielen, die nach der dritten Show gedownlockt wurde und danach aber trotz der Umstände hartnäckig zwei EPs und aktuell dieses Album hier veröffentlicht hat. Hut ab für dieses Engagement! Angetrieben von unbändiger Spielfreude und verinnerlichtem DIY-Spirit konnte jetzt durch die Unterstützung der hilfsbereiten und geilen Labels Santa Diabla und Bloodshed666 Records dieses Album erscheinen.

Und nicht nur optisch geht es hier roh und direkt back to the roots. Wer braucht schon Farbe, schwarz-weiß hat mich persönlich schon immer fasziniert! Außerdem ist das noch die klimafreundlichste Art und Weise, etwas in den Druck zu geben, vielleicht sogar selbst zu drucken. Das Albumartwork kommt jedenfalls gut rüber, die tickende Uhr, der kapitalismuskritische Albumtitel und das auf dem Backcover abgebildete Layout zwischen Schere, Klebstoff und Fotokopie gefällt mir ganz gut. Und ich lese wieder mal den Namen Lisl Matzer, die hier auch wieder ihr künstlerisches Talent eingebracht hat. Nun gut, die 12inch gleitet wie von selbst aus der gefütterten schwarzen Innenhülle. Schade ist eigentlich nur, dass kein Textblatt beigefügt ist, war ja auch schon beim letzten Release nicht dabei. Es lässt sich zwar aus den Songtiteln ableiten, in welche Richtung es wohl lyrisch geht, auch die Musik lässt Schlüsse zu, dass hier viel Wut und Aggression verarbeitet wird. Gesellschaftskritische und antikapitalistische Themen sind zweifelsfrei zentrale Themen. Angesichts des schwer verständlichen Gebrülls wäre aber ein Textblatt trotzdem sicher alles andere als verkehrt gewesen.

Okay, aber genug gemeckert. Denn sobald die Nadel das Vinyl berührt, dröhnt es bei laut aufgedrehtem Sound ordentlich satt aus den Lautsprechern. Fette Gitarren, böses Geschrei, das ziemlich nah am Death-Metal ist, hämmernde Drums und zerstörerische Noise-Attacken dominieren das Gesamtbild des Sounds, trotzdem sind aber noch melancholische Untertöne und melodische Ansätze vorhanden. Schleppender Hardcore, düsterer Anarcho-Punk, Death-Metal, Stoner, Sludge, Doom, Crust und Noise sind die Bausteine, die Geschwindigkeit braucht es gar nicht, trotzdem taucht sie an der ein oder anderen Stelle unerbittlich auf. Aber hauptsächlich sind die Songs im Midtempo angesiedelt, dabei wummern sie ordentlich und haben auch so’nen geilen oldschool-Groove, den man von Bands wie Black Sabbath, Possessed oder Venom kennt. Wer’s gern etwas derber hat, ist hier richtig gut aufgehoben!

8/10

Bandcamp / Santa Diabla / Bloodshed666 Records