I Recover – „Until I Wake Again“ (I.Corrupt Records) [Name Your Price Download]
Nach zwei sagenhaften 7inches hat die Kölner Band I Recover endlich ihr Debut-Album am Start. Insgesamt 7 Songs sind darauf zu hören. Und wer Hardcore mit einer satten DC-Emocore-Kante mag, wird das hier lieben! Die Mitglieder haben sicherlich reichlich Dischord-Platten im Regal stehen und vergöttern höchstwahrscheinlich Bands wie Verbal Assault, Lock & Key, Fuel, Dag Nasty, Embrace, One Last Wish oder Bread & Circuits. Die Gitarren sind locker aus dem Ärmel gespielt, dazu kommt ein eigensinnig polternder Bass und auf den Punkt gespielte, treibende Drums. Und natürlich der emotionale, raue Gesang. Sehr geil alles! Die Songs klingen übrigens etwas entschleunigter als auf den beiden 7inches, was der Band aber gut zu Gesicht steht. Bei der farblichen Cover-Gestaltung ist diesmal aber ein Bruch zu erkennen. Bisher setzte man auf Brauntöne, diesmal ist Farbe mit drin. Und textlich gibt’s natürlich auch Food For Thought, hier sind sehr viel persönliche Gedanken verarbeitet. Gefällt auf ganzer Linie!
Mr Godson – „Drink My Words“ (Q-Sec) [Stream]
Spritzig und melodisch kommt der Emo-Punk der französischen Band Mr Godson auf der neuen EP des Quartetts rüber. Macht richtig gute Laune und erinnert an Bands wie The Marshes, The Anniversary (die manchmal eingesetzten Synthies), Bad Trip, Lungfish oder Brand New Unit. Die Gitarren haben immer schöne whiny Riffs am Start, der Sänger packt viel Gefühl in seine Stimme und überhaupt gefällt die raue, aber klare Produktion. Sechs leidenschaftliche und spielfreudige Hits, die auch gern um die Jahrtausendwende herum entstanden sein könnten.
Neska Lagun – „caos:calma“ (I.Corrupt Records) [Stream]
Das zweite Album der Berliner Band Neska Lagun setzt das fort, was schon auf dem 2019er-Debutalbum Fluchtpunkt faszinierte. Diesmal sind es neun Songs, die an Intensität, Atmosphäre, Schmerz, Dramatik, meterhohen Soundwänden, Poesie, Melancholie und unterschwelligen Melodien kaum zu toppen sind. Die Songarrangements sind stimmig, die Schreistimme verzweifelt und zerbricht am Schmerz dieser Welt. Die Lyrics werden wieder abwechselnd in deutscher und spanischer Sprache vorgetragen. Es lässt sich jedenfalls tief eintauchen und es gibt viel zu entdecken. Und wie immer gilt, solche Alben sollten immer am Stück angehört werden, denn da entfaltet sich die Wirkung am Besten! caos:calma dürfte für einige Post-Hardcore/Screamo-Fans ein gefundenes Fressen sein!
The Pink Eye And Grave Danger – „Guesstimate“ (DIY) [Name Your Price Download]
Ein bisschen Grunge, etwas Noise, eine Portion 90’s-Indie-Gitarrenrock und heruntergestimmte Desert-Rock-Gitarren, so in etwa sollte man sich den Sound der norwegischen Band The Pink Eye And Grave Danger in etwa vorstellen. Jedenfalls grooven der Bass und die Drums ordentlich und auch der Rest geht bestens klar. Nicht umsonst gibt die Band Einflüsse wie z.B. Smashing Pumpkins, Weezer, Dinosaur Jr., Soundgarden und Queens Of The Stone Age an, ich entdecke zudem Einflüsse wie die Melvins oder Alice In Chains. Insgesamt gibt’s zehn Songs auf die Ohren, hört doch mal rein!
P.O. Box – „Spaceavailable“ (KROD Records u.a.) [Stream]
Ska-Punk ist ja so ein Genre, mit dem man mich jagen kann. Umso überraschter war ich, als ich aufgrund der Besprechungsanfrage mal in das neue Album der französischen Band P.O. Box reinhörte und direkt kleben blieb. Aha, die sechs Franzosen sind auch bereits seit 22 Jahren mit ihrer Kapelle unterwegs und haben in der Zeit natürlich einiges an Touren durch alle möglichen Länder gespielt und sind daher logischerweise ein eingespieltes Team. Den vierzehn Songs merkt man jedenfalls die Spielfreude und die immer noch heiß lodernde Leidenschaft an. Die Songs sind melodisch und gehen direkt ins Ohr, dazu geht es schön rotzig nach vorn, ein bisschen Hardcorepunk ist hier ebenfalls mit von der Partie. Würde mich live wahrscheinlich zu einem Tänzchen überreden lassen! Mir gefallen auch die Chöre und die zweite Schreistimme, die immer mal wieder die nötige Portion Rotz mit reinbringt. Und ja, die Bläser sind sogar für mich zu ertragen! Also, gebt euch einen Ruck und hört da rein!
Va Fa Napoli – „Selftitled“ (DIY) [Name Your Price Download]
Die relativ neue Band Va Fa Napoli kommt aus Wien, klingt aber vom Sound her, als ob sie aus dem Mittleren Westen in den Mid90’s kämen, Bands wie Cap’n Jazz, Snowing, Algernon Cadwallader, Mineral oder Braid sind sicherlich große Einflüsse. Die vier Bandmitglieder tummeln sich auch schon länger in der Szene, Bands wie Lorraine oder Unable To Fully Embrace This Happiness machten sich bereits einen Namen, außerdem organisiert Bandmember Jonas mit seinem DIY-Label My Name Is Jonas schon seit Ewigkeiten DIY-Shows in Wien. Wenn ihr also straightem Midwest-Emo-Punk nicht abgeneigt seid, dann solltet ihr hier mal definitiv ein Ohr riskieren. Die Songs kommen ohne Schnörkel schön geradeaus, dabei sprudeln die Gitarren schrammelig vor sich hin, während der Rhythmus immer schön treibend ist und es größtenteils melodisch bleibt. Der Gesang ist teils mehrstimmig und in höherer Tonlage, was dem Ganzen noch zusätzlich Charme verleiht. Wenn ihr US-Bands wie Braid, Snowing oder europäische Bands wie Sport, Rollergirls, Riviera oder I Love Your Lifestyle mögt, dann ist Va Fa Napoli genau das Richtige für euch!