Noir Reva – „Nuance“ (Miss The Stars Records u.a.)

Ihr habt es hier schon öfters lesen können, dass ich reinen Instrumetal-Bands gegenüber nicht unbedingt so positiv gestimmt bin, weil mir Gesang eigentlich total wichtig ist. Und immer wieder muss ich entdecken, dass ich viel zu engstirnig bin und erst auf die Schönheit einer Platte aufmerksam werde, wenn mir diese auf Vinyl ins Gehör fährt. Da werd ich schonmal von so Instrumental-Zeugs aus dem Winterschlaf gekitzelt und reibe mir ungläubig die Äuglein, weil ich soetwas in der Art nie und nimmer erwartet hätte. Rein digital hätte ich die Band wahrscheinlich in nullkommanichts weggezippt, aber wenn sich die Nadel ihre Bahn durch die Rille auf dem grau marmorierten Vinyl sucht, dann wird der Sound lebendig. Ich bin der Überzeugung, dass man so einen Sound unbedingt auf Vinyl erleben muss. Ach so, das Ding ist in Zusammenarbeit der Labels Miss The Stars Records, Koepfen und Hackebeil Records erschienen.

Noir Reva kommen aus Koblenz, einer der ältesten Städte Deutschlands. Witzigerweise bedeutet der ursprüngliche und lateinische Name dieser Stadt soviel wie „die Zusammenfließenden“. …und ja, neben Albumtitel und dem Albumartwork, das irgendwie ineinander übergehend aussieht und mit reichlichen Farbnuancen die Optik täuscht, besitzt auch die Musik von Noir Reva diese fließende Kraft, die Dir die Sinne vernebelt. Da passt auch das grau marmorierte Vinyl hervorragend ins Konzept. Wie sanfte Wellen, die Deine Füße streicheln, kommt der Sound aus den Lautsprechern geplätschert. Da linsen unverzerrte Gitarren um die Ecke, die sich im Verlauf eines mehrminütigen Songs flächig ausbreiten, um dann von treibendem Schlagzeug angestachelt zu werden, bis sie sich zu dichten Soundwänden und flirrigen Post-Rock-Konstruktionen hochtürmen.  Und immer wieder tritt diese melancholisch gespielte Emo-Gitarre in den Vordergrund, verträumte Melodien entfalten sich und explodieren feuerwerksartig, spielen sich in Extase.

Diese Platte wächst mit jedem Durchlauf in ungeahnte Höhen. Wo Bands mit Gesang bei den Songarrangements manches kaschieren können, bringen Noir Reva einfach wundervolle Melodien ins Spiel, die einem Schmetterlingstanz gleich kommen. Magische Momente laden zum Träumen ein und bevor man abzudriften droht, wird man vom kraftvoll gespielten Schlagzeug und schraubenden Gitarren wieder wachgerüttelt. Es sind zwar nur fünf Songs drauf, aber diese dauern dafür zusammen etwas über eine halbe Stunde.  Das Label nennt Bands wie z.B. This Will Destroy You, Kokomo oder Explosions In The Sky, ich sehe noch Parallelen zu Lunar, Maserati oder Amanita.

8/10

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