The Boring – „Unlearn“ (Dingleberry Records u.a.)

Diese einseitig und mit fünf Songs bespielte 12inch ist leider viel zu schnell wieder vorbei, gerade mal elf spannende Minuten ohne den geringsten Ausfall und ohne jegliche Langeweile dauert der Kurztrip ins Königreich, glücklicherweise entfällt das nervige Umdrehen auf die B-Seite, so dass ein erneuter Durchlauf ohne viel Aufwand erfolgen kann. Und den braucht es auch mehrmals, denn am schön nach vorne gehenden Melodic Hardcore und den göttlichen Gitarren kann man sich kaum satthören. Beim Anhören hat man direkt den Wind der Crashbecken um die Nase, zudem hüpft die Basecap auf der Rübe und die Faust klopft wie von selbst auf die Brust. Genau wegen so einem treibenden und gleichzeitig emotionalen und nach vorne preschenden intensiven Sound liebe ich Hardcore.

Immer wieder verzücken die verspielt daher kommenden Gitarrenmelodien, dazu noch das treibende Schlagzeugspiel, das Dir einen Schwarm Hummeln in den Hintern steckt. Die fünf Franzosen aus Strassburg haben es voll drauf. Erinnert von der Mucke her ein bisschen an die ebenfalls aus Strassburg stammenden Another Five Minutes, womöglich gibt es da sogar Überschneidungen in der Bandbesetzung, keine Ahnung. Jedenfalls haben die Jungs auch ’ne satte Emokante in ihrem Sound und dass man schon fast 15 Jahre Banderfahrung hat, kann man letztendlich auch sehr deutlich raushören. Schön druckvoll und energiegeladen, aber immer mit hammergeilen Gitarrenmelodien, das weckt Erinnerungen an Sachen wie Newborn/Bridge To Solace, Saints Never Surrender, Saving Throw oder ganz frühe Stretch Arm Strong. Schön abwechslungsreich wird der Sound aber auch mal zurückgefahren, bevor es mit wehenden Fahnen in den nächsten Moshpart geht und die Gitarren Dir die Gehirnsynapsen bis zum Anschlag stimulieren. Supergeil kommen auch als Kontrast zu den emotional herausgeschrienen Vocals die ab und an eingestreuten Spoken Words.

Und auch textlich wissen die Strassburger, wo sie hingehören. Das Textblatt kann man logischerweise dann auch direkt verschlingen, hier gibt es zu den persönlichen und gesellschaftskritischen Texten sogar noch erklärende Linernotes, wow. Und wie im richtigen Leben üblich, wird man auch gerade anhand des Bandnamens, des EP-Titels und des Klassenzimmerfotos bemerken, dass man solche Sachen, wie sie uns von The Boring präsentiert werden, niemals in der Schule lernen kann. Solche Sachen beobachtet man, man erlebt sie und lernt daraus, das ist die sogenannte Schule des Lebens. Entsprechend aufwühlend und genauso hibbelig wie die Mucke behandeln die Jungs in ihren Texten z.B. Themen wie Toleranz im Allgemeinen und Tierrechte. Dann noch die schön zu lesende Thankslist, welche man heutzutage nicht mehr allzuoft in Textblättern findet. Ich bin begeistert, zudem kannte ich die Band bisher nicht, weshalb ich mir, nachdem ich diese tolle Platte bis zum Erbrechen gehört habe, sofort alle weiteren Releases der Band auf Bandcamp zum Name Your Price Download auf die Festplatte gezippt habe. Kauft die Platte, schneidet ein Foto von euch aus und klebt dieses an die erforderliche Stelle in der Thankslist. Ach so: das Ding erscheint neben Dingleberry Records in Zusammenarbeit mit folgenden Labels: Crapoulet Records, Chanmax Records, Stupid Kids Records, FFC Productions, Dream Comes True, Historion Records, Saddest Song Records und Don’t Trust The Hype Records. Mehr gibt’s nicht zu sagen.

9/10

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