Bandsalat: Asien-Special mit Chinese Football, False Plaintiff, Ito Project, Piri Reis, Role, Rûth , tide/edit, Within The Last Wish

Chinese Football – „Selftitled“ (DIY) [Stream]
China ist bekannt für Plagiate, das wohl bekannteste und gleichzeitig abgefahrenste Plagiat ist wohl die komplette dm-Filiale in Shenyang. Im Fall von Chinese Football musste Midwest-Emo und College-Indierock amerikanischen Ursprungs Pate für’s Plagiat stehen. Und in der Tat, die Chinesen verstehen ihr Handwerk, knödeln dabei die zuckersüßesten Melodien aus den (wahrscheinlich kopierten) Gitarren und versehen das Ganze der Eigenständigkeit halber mit chinesischen Lyrics, die in ebenfalls plagiierte Mikrofone gesungen werden. Wer zum Teufel waren nochmal American Football? Das muss irgend ’ne Sportart sein… Bevor ihr jetzt annehmt, dass dies ’ne Art Verriss wäre, kann ich euch versichern, dass es dies keinesfalls ist, denn die kopierte Ware ist musikalisch vom Original kaum zu unterscheiden, wenn da nicht die chinesischen Lyrics wären. Diese 13 Songs sollte man sich anhören, wenn man 90’s Emo liebt und Platten von Mineral, Jimmy Eat World und Juliana Theory im Schrank stehen hat.


False Plaintiff – „Stenographer“ (Dangerous Goods) [Stream]
Auch in Singapur scheint man Bands wie Touché Amore und La Dispute zu schätzen, denn dieser Fünfer hat seine Vorbilder genauestens studiert, zudem hört man beim Sound der Jungs heraus, dass die Musik dennoch eine Herzensangelegenheit ist. Zudem hat sich die Fingerfertigkeit und das Songwriting der Jungs seit der Well Then, I Guess It’s Time To Move On-EP enorm gesteigert. Bemängelte ich dort noch das in die Länge gezogene und schräge Misadventures, gibt es an diesen neun Songs absolut nichts zu motzen, wenn man von der Nähe zu den oben genannten Bands mal absieht. Gute Band.


Ito Project – „亡失の書“ (Strange Tales Records) [Stream]
Es gibt immer wieder so Phasen, da bin ich auf der Suche nach Hardcore/Screamo-Bands aus dem asiatischen Raum, verliere mich dann in den Untiefen des Internets, ärgere mich ziemlich schnell, dass ich keine chinesischen Schriftzeichen lesen kann und klicke planlos auf die Bandcamp-Play-Buttons. Und mache Beute, so wie im Falle von Ito Project. Bin sofort verzaubert. Gleich beim Intro, warme Töne, geheimnisvolle Spoken Words, ein paar Störgeräusche und bamm – dichte Gitarrenwände und hochschraubende Melodien, rasantes Drumming und ein Sänger, der sich die Stimmbänder ruiniert. Emotive Screamo vom Feinsten. Genial auch, dass der Sound mal zurückgefahren wird und leise Passagen eingebaut werden oder wie im dritten Song Percussion eingesetzt wird. Erinnert mich bei den ruhigeren Parts etwas an Dawnbreed oder ältere Monochrome. Beim Googeln des Bandnamens entdeckte ich die Label-Seite, die mir in der mir gewohnten Schrift verriet, dass es sich bei Ito Project um eine One-Man-Band handelt. Kaum zu glauben, diese(r) verrückte(n) Japaner!


Piri Reis – „Demo“ (DIY) [Name Your Price Download]
Eine der Neuentdeckungen im Emoviolence/Skramz-Bereich war diese Demo aus dem Jahr 2015, die bestimmt nicht nur bei mir von Zeit zu Zeit volle Lautstärke auf die Ohren kommt, wenn mal wieder alles um mich rum zu spät ist. Diese vier Songs knüppeln alles nieder, zeitgleich sind sie hochgradig explosiv und mit einer Sängerin ausgestattet, die einen Scheiß auf ihre Stimmbänder gibt. Wahnsinnig schnell, wahnsinnig intensiv, wahnsinnig emotional. Zum Zerbersten schön. Geil auch die Spoken Words am Ende von When Life Hand You Grenade, die dem Gedicht We Teach Life, Sir! von Rafeef Ziadah entliehen sind (schaut euch mal eine Lesung selbiger an, diese emotionale Intensität findet man auch bei ihr).


Role – „Heretics“ (MeatCubeLabel) [Stream]
Bei Role leben fünf Japaner ihre Vorliebe für screamolastigen Post-Hardcore aus, aufgrund der vorwiegend japanischen Lyrics schwingt in den Songs eine gewisse Mystik mit, die mich auch bei Bands wie z.B. Envy auf ihren ersten Releases so angesprochen hat. Dazu entzücken die gefühlvoll gezockten Gitarren, die zwischen melodischen Post-Hardcore-Riffs und etwas Post-Rock-Geflirre hin und her pendeln. Emotive Screamo kann kaum besser vorgetragen werden, checkt die Band unbedingt mal an.


Rûth – „Demo“ (DIY) [Name Your Price Download]
Neue Band aus der Screamo/Skramz-Szene Singapurs, die mit diesen drei Songs ordentlich Staub aufwirbelt. Schön nach vorne gehend mit etlichen Rhythmus-Schwankungen, emotional treibend mit einem heiser bis heulend leidenden Sänger, knüppligem Drumming, schrammeligen Gitarren und hypnotischen Melodien mit Hang zur Melancholie, die sich nach und nach in Dein Herz bohren und von denen Du zu Beginn des Songs noch gar nichts geahnt hast. Starkes Demo, bitte unbedingt mehr davon!


tide/edit – „Lightfood“ (DIY) [Stream]
Instrumentalmusik ist normalerweise nicht so mein Lieblingsgenre, aber dennoch stoße ich hin und wieder auf Alben, die mich irgendwie in ihren Bann ziehen. Bei tide/edit ist dies z.B. der Fall, denn das Quartett aus Manila/Philippinen verzückt auf seinem aktuellen Release mit schönem Emo-Indie, da wird man beim Hören sofort an Bands wie neuere Appleseed Cast, Contriva oder Toe erinnert, genau das Richtige, um ein wenig zu relaxen und dabei ein gutes Buch zu lesen.


Within The Last Wish – „時を貫く槍 2song EP“ [Stream]
Wenn man sich bei der Suche nach neuen Bands auf Seiten verirrt, die bis zum Rand mit Glückskeks-Schriftzeichen vollgestopft sind, dann ist man schon ziemlich drin im Schlamassel, v.a. wenn man wie im Fall von Within The Last Wish etwas mehr über die Band erfahren möchte, weil einem die zwei-Song-EP außerordentlich gut gefällt. Deshalb hab ich euch auch keinerlei Infos über die Band aus Japan zu bieten, ich kann euch nur diese zwei Songs wärmstens empfehlen.


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