Regarde & Pastel & Saudade & Marmore – „4-Way-Split 12inch“ (lifeisafunnything u.a.)

Bei diesem Release sind insgesamt 14 Labels beteiligt, wenn ich mich nicht verzählt habe. Dingleberry Records, Allende Records, Unlock Yourself Records, Voice Of The Unheard, Koepfen, Cheap Talks, lifeisafunnything, time as a color, glass of spit, dreamingorilla Records, Monday Morning Records, Vollmer Industries, Upwind Productions, Entes Anomicos. Das im Graphic Novel-Stil gezeichnete Artwork stammt übrigens von Micha/Schwarzer Rand, dessen Arbeiten man schon bei etlichen anderen Bands bewundern konnte. Neben dem obligatorischen Downloadcode liegt dem königsblau schimmernden Vinyl ein zitronengelbes Textblatt bei. Übrigens kommen alle beteiligten Bands aus der DIY-Szene Italiens, so dass dieses Release eine super Gelegenheit darstellt, vier doch etwas unterschiedliche Bands kennenzulernen (mir persönlich waren bisher nur Regarde bekannt).

Völlig weggeblasen war ich von der ersten 7inch der italienischen Band Regarde (aus Vicenza), die ich euch neben diesem Release hier sehr ans Herz lege. Regarde dürfen die A-Seite eröffnen, die zwei aktuellen Songs der 12inch sind zwar enorm stark, aber irgendwie vermisse ich die rotzige Kante vom ersten Release ein wenig. Dafür dominiert hier Melodie und 2000er-Emo-Punkrock, beim zweiten Song wird es sogar aufgrund des mehrstimmigen Backgroundgesangs fast etwas hymnisch, zudem verliebt man sich direkt in die gefühlvoll gespielten Gitarren, gerade Fed By Lust gefällt mir daher außerordentlich gut. Klingt nach alten Hot Water Music mit ein paar Midwest-Emo-Tendenzen und etwas Samiam, zudem erinnern die Gang-Backgroundvocals gegen Ende ein wenig an diesen einen Donots-Song, mit dem diese einst die Pop-Charts stürmten und dessen Titel mir partout nicht einfallen will.

Laut den Infos auf Facebook handelt es sich bei Pastel um ein Duo aus Bari, das sich dem instrumentalen Post-Punk verschrieben hat. Moment mal, die beiden Songs haben zwar längere instrumentale Passagen, sind aber mit italienischen Lyrics ausgestattet, welche übrigens in englischer Übersetzung beiliegen. Der Sound ist treibend, verschachtelt und ein wenig vertrackt, zudem klingen die Gitarren äußerst dreckig. Wo sich andere Bands mit zwei Songideen pro Song zufrieden geben, verdreifachen die Jungs mal lässig, so dass sich hin und wieder auch noch schöne Emo-Riffs einschleichen, die sich langsam ins Gehör bohren.

Auf der B-Seite wird es dann erstmal krachiger, dort eröffnen Saudade aus Neapel mit hektischem und angepunktem Screamo. Das fast viereinhalbminütige Footsteps weist neben derbe gekreischten Vocals auch einen verspielten Mittelteil vor, bei dem es etwas postrockiger zugeht und ein wenig das Tempo rausgenommen wird, nur um anschließend wieder die Sau (dade) rauszulassen. Was auch geil kommt, sind die verzerrten und leiernden Shoegazer-Gitarren, die dem Quartett eine gewisse Eigenständigkeit verleihen. Schöner Chaos-Shoegaze-Core, der definitiv Lust auf mehr macht.

Zum Finale dürfen Marmore aus Turin und Verona ran. Das Trio steuert zwei instrumentale Stücke bei, die sich zwischen verspieltem Math-Rock und etwas Post-Hardcore bewegen. Die Gitarren zaubern das ein oder andere Mal reizende Melodien aus dem Ärmel, während sich der Schlagzeuger in Extase trommelt. Irgendwo zwischen Pelican, Maserati, verzerrten Kaki King und Mogwai gehen die Jungs mit aufgekrempelten Ärmeln an die Sache ran. So dringen immer wieder tolle Gitarrenmelodien aus dem vielschichtigen Sound heraus ans Ohr, langgezogene unnötig wirkende Parts hat man einfach gleich weggelassen, was auch den Songlängen zugute kommt, die in diesem Genre gerne mal die 5-Minuten-Marke knacken.

7/10

Regarde BC / Pastel BC / Saudade BC / Marmore BC / Stream lifeisafunnything


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